Eigentlich finde ich Brettspiele ja doof. Vielleicht liegt es am “Monopoly”-Trauma meiner Kindheit, weil ich bei diesem Spiel gefühlt immer verloren habe, aber irgendwie kann ich den wenigsten dieser Spiele etwas abgewinnen. Erst recht nicht digital, wo meistens der für mich einzig witzige Teil einer gemütlichen Runde unter Freunden wegfällt. Trotzdem spiele ich nun inzwischen seit ein paar Monaten mit Begeisterung “Armello”. Warum eigentlich?
Die Sonne geht gerade auf, als ich den Berg hinauf klettere. Mein Raumschiff habe ich ein Stück weiter unten gelassen, weil ich hier am Hang keine gute Landefläche gefunden habe, aber Dank der Jetpacks brauche ich auch nicht lange, um mich weiter nach oben auf eine schmale Anhöhe zu begeben. Ich gehe weiter, schiebe mich an ein paar Felsen vorbei und stehe dann vor meinem Ziel. Ein kleiner Turm erhebt sich vor mir, der orange bemalte Stein ist in das fast rosafarbene Licht der Sonne dieses Planeten getaucht, während ich vorsichtig um das verlassene Gebäude herum gehe, das hier praktisch am Stein klebt. Es ist nicht die erste dieser Ruinen, die ich gefunden habe, und sicher auch nicht die Letzte. Und noch immer stelle ich mir dieselben Fragen: Wer hat hier einen Turm errichtet? Und warum? Warum ist er inzwischen verlassen und wozu wurde er genutzt? Ich werde sie mir weiter stellen, denn “No Man’s Sky”, in dem ich diesen Turm entdeckt habe, bietet (noch) keine Antworten darauf, aber das muss es auch nicht. Meine Neugier ist längst geweckt.
So gerne ich beim Spielen auch in unendlichen Weiten von Open Worlds versinke, manchmal üben kurze Spiele ihre eigene Faszination aus. Sie sind komprimierter, erzählen damit oft ihre Geschichten stringenter und sind einfach nett, um sie einfach mal so zwischendurch oder am Laptop zu spielen. Gleichzeitig sind diese Spiele meistens auch zu kurz, als dass es sich lohnen würde, über sie einzeln zu bloggen, weshalb ich drei meiner Lieblinge der letzten Monate in diesem Post zusammenlegen möchte. Und nachdem ich jenseits dessen in letzter Zeit auch einen Faible für die Darstellung von Adel und Gesellschaft in Videospielen habe, ziehe ich es an diesem Thema auf. Let’s go.
“Historische Korrektheit” von Fantasy-Welten ist Quatsch
7. Mai 2017Edit (August 2020): Inzwischen ist eine ausführlichere Neuauflage dieses Artikels erschienen.
Wann immer eine neue Staffel “Game of Thrones” startet, dann dauert es nicht lange bis dieselbe alte Kontroverse erneut aufflammt: Ist die Serie in ihrer Darstellung von Gewalt gegen Frauen sexistisch? Ist das fiktionale Westeros nur eine grausame Welt oder doch eine voyeuristische Fantasie, die ihre weiblichen Figuren herabwertet? Und wann immer diese Fragen mit “Ja” beantwortet werden, dauert es auch nicht lange bis jemand mit einem scheinbar unumstößlichen Gegenargument kommt: Das Mittelalter war eben so. Es war finster, es war düster und eine denkbar schlechte Zeit, um als Frau geboren zu werden. Ja, Westeros ist grausam, aber es ist auch angesichts seiner mittelalterlichen Vorlage realistisch. Die Serie erfüllt schlicht eine “historische Korrektheit”.
Ein weißhaariger Krieger reitet durch die grüne Landschaft Velens. Er ist kein Adeliger und auch kein Ritter, aber dennoch bestreitet er seine persönliche Queste. Geralt von Riva, legendärer Monsterjäger und Hexer, ist auf der Suche nach seiner Ziehtochter Ciri. Nur ist er damit nicht allein: Auch die geisterhafte “Wilde Jagd” ist ihr dicht auf den Fersen und damit beginnt für Geralt auch ein Wettlauf gegen die Zeit. Wenn er sein Mündel retten will, dann muss er sie vor ihren Verfolgern finden, aber das stellt sich als schwieriger heraus als gedacht.