Gaming

Quickies: Drei kurze Spiele rund um Adel und Gesellschaft

14. Mai 2017

So gerne ich beim Spielen auch in unendlichen Weiten von Open Worlds versinke, manchmal üben kurze Spiele ihre eigene Faszination aus. Sie sind komprimierter, erzählen damit oft ihre Geschichten stringenter und sind einfach nett, um sie einfach mal so zwischendurch oder am Laptop zu spielen. Gleichzeitig sind diese Spiele meistens auch zu kurz, als dass es sich lohnen würde, über sie einzeln zu bloggen, weshalb ich drei meiner Lieblinge der letzten Monate in diesem Post zusammenlegen möchte. Und nachdem ich jenseits dessen in letzter Zeit auch einen Faible für die Darstellung von Adel und Gesellschaft in Videospielen habe, ziehe ich es an diesem Thema auf. Let’s go.

Ein interaktiver Jane Austen-Roman (“The Lady’s Choice”)

The Lady's Choice

“The Lady’s Choice” ist ein hübsches kleines Visual Novel, das inspiriert von Romanen wie “Stolz und Vorurteil” ein diffuses Gefühl von Romantik und Dramatik in der gehobenen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts in Spielform überträgt. Die Protagonistin, die Erbin eines kleinen Vermögens, kehrt nach ein paar Jahren Abwesenheit ins gesellschaftliche Leben zurück und verliebt sich wahlweise in einen von drei Herren, die ihr begegnen. Ein Stück weit ist dabei auch “The Lady’s Choice” wie seine Inspirationsvorlage unglaublich kitschig, allerdings bedient es auch sehr schön dieselbe Faszination für Gesellschaft. Irgendwo zwischen Bällen, zickigen alten Matriarchinnen und bankrotten Familien versucht die Heldin für ihre große Liebe alle Widrigkeiten zu überwinden. Das Ergebnis ist ein netter kleiner Liebesroman oder viel mehr drei Liebesromane, da jeder Love Interest eine eigene Story hat, die sich das Beste aus traditionellen Romanen in diesem Stil nehmen, es ein wenig modernisieren und Dank der Interaktivität des Mediums dem Zucker der eigenen Geschichte noch etwas Individuelles geben.

Plattformen: Windows, Mac, Linux – Zum Spiel

König zu sein, ist scheiße (“Reigns”)

Reigns

Die Idee von “Reigns” ist simpel. König zu sein, das bedeutet vielleicht Macht, aber mindestens genauso viele Möglichkeiten, den eigenen Job in den Sand zu setzen und das dann mit dem Leben zu bezahlen. In minimalistischer Vektor-Optik interagiert der Spieler mit dem Königshof und muss durch Wischen nach links oder rechts das Anliegen ablehnen oder ihm zustimmen. Je nach guter oder schlechter Entscheidung hat das positive oder negative Auswirkungen auf die Kirche, das Volk, das Militär oder die Staatskasse. Verdirbt sich seine Majestät es mit einem der drei, war er ganz schnell die längste Zeit König, kommt um oder wird verbannt und der nächste ist an der Reihe. Das Spielprinzip ist dabei gerade zu Beginn schwieriger, aber auch lustiger als gedacht, denn sehr bald ist klar: Der König zieht im Zweifelsfall sowieso den Kürzeren. Was zuerst wie eine kluge Entscheidung erscheint, stellt sich manchmal als sehr Dumme heraus und am Ende wird man als König doch von seinem eigenen Sohn getötet. Oder der Teufel kommt zu Besuch. Zwar nutzt sich die Idee auch nach einer Weile ab, wenn man erst einmal ein paar Ereignisse und ihre Folgen kennt, aber bis dahin ist “Reigns” sehr unterhaltsam.

Plattformen: Android, iOS, Windows, Mac, Linux – Zum Spiel (Steam)

 

Rule the world or die trying! (“Long Live The Queen”)

Long Live The Queen

Auf den ersten Blick wirkt “Long Live The Queen” mit seinem etwas überdreht pinken Stil vielleicht wie ein “Dress up”-Spiel, das einfach nur mit einer gewissen Prinzessinnen-Romantik spielt, tatsächlich entpuppt es sich sehr schnell als deutlich komplexer und auch düsterer als das. Es erzählt die Geschichte der 14-jährigen Prinzessin Elodie, die nach dem Tod ihrer Mutter deren Thron besteigen soll. Ganz nach dem Motto “Rule the world or die trying!” muss der Spieler versuchen, Elodie bis zu ihrem 15. Geburtstag am Leben zu halten, damit sie zur Königin gekrönt werden kann. Dafür wiederum muss Elodie regelmäßig Entscheidungen treffen, die Einfluss auf die Geschichte haben, und zum anderen Unterrichtsstunden in verschiedenen Fächern nehmen, durch die sie das Wissen und die Fähigkeiten erlangt, um die großen und kleinen Prüfungen auf ihrem Weg zur Krone zu meistern. Klingt simpel, in der Ausführung erweist sich das Spiel dann aber doch anspruchsvoller als gedacht, was in erster Linie an der Vielzahl an – oft unerwarteten – Gelegenheiten, zu sterben liegt. Die Königin ist tot, lang lebe die Königin.

Plattformen: Windows, Mac, Linux – Zum Spiel (Steam)

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    Über mich und diesen Blog

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    Aurelia Brandenburg - Historikerin und Bloggerin. Ich beschäftige mich meisten mit Mittelalter, Digital Humanities und Game Studies, nicht zwingend immer in dieser Reihenfolge. Auf Geekgeflüster schreibe ich seit 2012 über Popkultur, inzwischen oft aus einer feministischen Perspektive und manchmal auch über Popkultur und Geschichte, insbesondere Popkultur und Mittelalterrezeption. Außerdem schreibe ich auch für Language at Play. Auf Twitter findet man mich als @hekabeohnename.


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