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“Historische Korrektheit” von Fantasy-Welten ist Quatsch

7. Mai 2017

Historische Korrektheit Fantasy

Edit (August 2020): Inzwischen ist eine ausführlichere Neuauflage dieses Artikels erschienen.

Wann immer eine neue Staffel “Game of Thrones” startet, dann dauert es nicht lange bis dieselbe alte Kontroverse erneut aufflammt: Ist die Serie in ihrer Darstellung von Gewalt gegen Frauen sexistisch? Ist das fiktionale Westeros nur eine grausame Welt oder doch eine voyeuristische Fantasie, die ihre weiblichen Figuren herabwertet? Und wann immer diese Fragen mit “Ja” beantwortet werden, dauert es auch nicht lange bis jemand mit einem scheinbar unumstößlichen Gegenargument kommt: Das Mittelalter war eben so. Es war finster, es war düster und eine denkbar schlechte Zeit, um als Frau geboren zu werden. Ja, Westeros ist grausam, aber es ist auch angesichts seiner mittelalterlichen Vorlage realistisch. Die Serie erfüllt schlicht eine “historische Korrektheit”.

Und tatsächlich erscheint das Argument durchaus einleuchtend, dass ein bestimmtes Motiv aufgrund des mittelalterlich inspirierten Settings nun einmal ist, wie es ist. Zur menschlichen Geschichte gehören Themen wie Sexismus und Rassismus genauso wie Wissenschaft und Kunst. Warum diese Dinge also nicht darstellen? Die Fakten geben den Autoren doch recht und “historische Korrektheit” kann sehr einfach als ein Totschlagargument für jede Kritik an problematischen Klischees genutzt werden. Das Problem: Ganz so einfach ist es nicht.

Ist “historische Korrektheit” in Fiktion überhaupt möglich?

Etwas, das ich an meinem Studium und Geschichte als Fach im Allgemeinen absolut liebe, ist das: Geschichte ist kompliziert. Es gibt viele Ecken und Enden, an denen die Perspektive entscheidet, was richtig und was falsch ist, weniges ist linear und das meiste ist nicht so einfach oder klar wie es auf den ersten Blick vielleicht erscheint. Manchmal fühlt sie sich – um Doctor Who zu zitieren – auch nur noch nach einem “big ball of wibbly-wobbly timey-wimey… stuff” an, der in seiner Komplexität Studenten in den Wahnsinn treiben kann. Unser Bild und damit die Ordnung von Geschichte beginnt deshalb eigentlich erst bei der Interpretation von Quellen, dem (im besten Fall zeitgenössischen) Originalmaterial, und ist damit immer kritisier- und hinterfragbar. Schon allein weil die Person, die eine Quelle interpretiert, selbst in einer eigenen Zeit lebt und schreibt. Sie hat ganz eigene politische und gesellschaftliche Prägungen, die vielleicht erst drei Generationen später im Kontext einer anderen Zeit richtig deutlich werden. Der Pool an unumstößlichen Wahrheiten ist dabei schon allein durch diesen “Faktor Mensch” begrenzt. Auch, vielleicht sogar ganz besonders, wenn wir über das Mittelalter sprechen, das gerne mal als Inspiration für High Fantasy dienen soll.

Die Idee, dass es eine “historische Korrektheit” für Fantasy-Welten geben könnte, geht dem vollkommen entgegen. In dem Genre bedienen sich Autoren gerne mal an historischer Vorlagen, meistens in ihren gesellschaftlichen und politischen Entwürfen oder dem technischen Fortschritt einer Zeit. Um vor diesem Hintergrund auf das Ergebnis dieser Inspiration ein Argument von “historischer Korrektheit” anwenden zu können, braucht es die grundlegende Annahme, dass es irgendwo eine historische Wahrheit geben muss. Fakten, die unumstößlich, unumstritten und schlicht “richtig” sind. Eine Basis, auf die alle vertrauen können und bei der es nur und wirklich nur “Ja” oder “Nein” gibt.

Tatsächlich hat niemand von uns im Mittelalter gelebt und gerade für alltagsgeschichtliche Themen lassen sich oft nur schwer so detaillierte und klare Aussagen treffen wie ein Autor sie allein für einen historischen Roman bräuchte. Und ein Roman ist wahrscheinlich noch der einfachste Fall, denn darin kann noch mehr ausgelassen oder hinten angestellt werden als in visuellen Medien wie Filmen oder Videospielen. Und wenn doch, ist die Debatte manchmal so unübersichtlich, dass es Leute mit ganzen Karrieren basierend auf diesen Fragen gibt und die Informationen oft für Fachfremde schlecht zugänglich sind. Ganz zu schweigen davon, dass auch Quellen oft perspektivisch und immer an ihren Autor gekoppelt sind, der wiederum auch nur aus seinem eigenen Kopf und seiner Zeit heraus schreiben kann. Und dann sprechen wir noch nicht einmal über Manipulation oder gesellschaftliche Narrative, die sich aus ihrer Zeit heraus beispielsweise gegen Minderheiten richten können. Klare Fakten oder einfach nur mit “Ja” oder “Nein” beantwortbare Fragen werden immer seltener je weiter die Epoche zurück liegt, für die sich ein Autor oder Videospielentwickler vielleicht interessiert.

Selbst wenn jemand unter der berechtigten Entscheidung von künstlerischer Freiheit manche Dinge einfach in Ermangelung von Informationen oder einfachen Antworten dann darstellt wie sie richtig erscheinen, wird es schwer auf eine noch so gut recherchierte Erzählung das Label “Auf jeden Fall und zu 100% historisch korrekt!” zu kleben. Schlicht weil das eine Garantie ist, die oft nur schwer gegeben werden kann, und offenbar von vielen Autoren auch nicht gegeben werden will, wenn man sich zum Beispiel Banalitäten wie die Namensgebung mancher Römer in Romanen und anderen Erzählungen mit antikem Setting ansieht.

Mehr Walter Scott als Thietmar von Merseburg

Aber bleiben wir direkt dabei, dass ein Autor oft auch eine Entscheidung treffen muss, was denn nun vielleicht einfach richtig oder glaubwürdig erscheint, selbst wenn er keine Informationen zu seiner Frage auftreiben kann. An dieser Stelle wird es – gerade wenn wir über High Fantasy mit seiner beliebten Mittelalter-Vorlage sprechen – wichtig, sich zu verdeutlichen, was uns denn vielleicht überhaupt “richtig” erscheinen könnte.

Das Mittelalter war lang. Periodisierung ist immer etwas Relatives, denn natürlich ist keine Epoche jemals punktuell mit einem Stichtag zu Ende gegangen, aber je nach Definition und Blickwinkel könnte man lose die Zeit von 500 bis 1500 dafür veranschlagen. Gerade die Grenze zur Antike ist sicher diskutabel, aber hier geht es im Moment einfach einmal um einen groben Richtwert zur Verdeutlichung. Von 500 bis 1500 nach Christus – Das sind tausend Jahre, in denen sich in den unterschiedlichsten Bereichen menschlichen Lebens sehr viel auf sehr verschiedene Weise getan hat. Dinge wie Mehrfachehe, die im Frühmittelalter durchaus vorkamen, wurden so beispielweise mit der Verbreitung und Festigung der Kirche in Europa mehr und mehr geächtet, politische Machtverhältnisse verschoben sich und auch religiös gesehen war “das Mittelalter” nicht so statisch wie es gerne mal dargestellt wird. Diese lange Zeitspanne mit ihren vielfältigen Entwicklungen ist kompliziert genug und vor allem eins: Sie ist nicht gleichbedeutend mit dem, was viele spontan mit “dem Mittelalter” verbinden, was wiederum ja die Basis für die Glaubwürdigkeit eines historischen Settings in Fiktion ist.

Ein simples Beispiel: Viele Menschen denken beim Mittelalter sicher schnell an Burgen und davon ausgehend genauso schnell an Kriege, Belagerungen, Burgfräulein und Ritter. Das ist auch ein Stück weit richtig, aber nur ein Teil. Burgen waren mittelalterliche Wehrbauten, die auch zur Verteidigung dienten, aber nicht nur. Es gab verschiedene Arten von Burgen, von großen Komplexen bis hin zu kleinen Anlagen, die zu ganz unterschiedlichen Zwecken und an unterschiedlichen Orten errichtet werden konnten. Je nach europäischer Region konnten sich Aussehen, Besatzung und Nutzung stark unterscheiden. Eine Burg konnte ein Verwaltungszentrum, Rückzucksort für feindliche Angriffe oder adeliges Machtzentrum sein. Es gab sogar “Mehrfamilienburgen”, genauer gesagt Ganerbenburgen, auf denen mehrere Familien lebten und Nutzung wie Kosten vertraglich gemeinsam regelten. Nicht jede Burg wurde ständig belagert oder gewaltsam zerstört und ganz sicher saß nicht auf jeder Burg ein ehrenhafter Ritter samt züchtigem Burgfräulein. Von Geheimgängen oder Schlossgespenstern ganz zu schweigen. Das ist ein Bild, das ganz unserer modernen Mittelalter-Romantik seit dem 18. Jahrhundert entspricht, während es aber gerade unter den kleineren Burgen genug Anlagen gab, die nie eine Schlacht gesehen haben und manchmal sogar nur aus Holz statt aus Stein waren. Trotzdem kann ein Roman über eine Burg, die regelmäßig Schauplatz militärischer Konflikte und Seelendramen zwischen Rittern und Burgfräulein ist, richtig wirken und ist für einen durchschnittlichen Leser vielleicht sogar glaubwürdiger als eine Geschichte, in der diese Burg einfach “nur” ein herrschaftlicher Knotenpunkt ist. Historisch gesehen wäre beides möglich, für Aspekte des Storytellings wird allerdings auch die Vorstellung der Zielgruppe plötzlich sehr wichtig.

Nichts ist wahr, alles ist erlaubt. – Oder: Illusion geht über Realität

Im mittelalterlich inspirierten Fantasy werden dabei meistens zwei grobe Richtungen der Vorstellungen von Mittelalter bedient: Eine romantisiert verklärende Tendenz und eine Düstere, beides auch bekannt als High und Dark Fantasy. Erstere steht meistens stark in einer Tolkien-Tradition und versucht legendenhafte Heldengeschichten zu erzählen, in denen der gute Ritter eben den bösen Drachen erschlägt und die Prinzessin bekommt, während letztere bewusst das Gegenteil versucht und sich auf die Abgründe konzentriert.

Das Thema “historische Korrektheit” kommt meistens eher bei Dark Fantasy auf, dem man einen gewissen Realismus nachsagt, allerdings gilt das entscheidende Problem bei dieser Argumentation für beide Tendenzen. Beide bedienen sie eine bestimmte Vorstellung von einer Epoche. Klassisches High Fantasy ist oft – auch in den Erzählstrukturen – an mittelalterlicher Epik oder Sagen wie der von Artus und den Rittern der Tafelrunde angelehnt, Dark Fantasy bedient dagegen eher ein Bild von Krieg, Seuchen und Hexenverbrennungen. Dass die tatsächlichen Hexenverbrennungen in Zentraleuropa ihren blutigen Höhepunkt erst im 16./17. Jahrhundert hatten, ist dafür zum Beispiel in einem “The Witcher 3” eher zweitrangig, deutlich wichtiger sind die Erwartungen der Zielgruppe, die bestimmte Vorstellungen und Erzählmuster gewohnt ist und die es zu unterhalten und überraschen gilt. Das, was sich dahinter eigentlich verbirgt, sind keine historischen Fakten, sondern ein diffuses Gefühl einer Zeit. Egal, ob jetzt verklärend oder bewusst nicht romantisierend, vielleicht sogar dramatisierend.

Oder auch: Selbst für einen historischen Roman kann eine Art historische Wahrheit zweitrangig sein, die Glaubwürdigkeit der eigenen historischen Illusion und damit der Immersion der eigenen Welt dagegen ist zentral. Das ist auch vollkommen legitim, allerdings wird es unter dem Blickpunkt schwierig, “historische Korrektheit” zu verlangen oder damit zu argumentieren. Historische Fakten und die Illusion davon in einem fiktionalen Werk sind unterschiedliche Angelegenheiten, die Hand in Hand gehen können, es aber sicher nicht müssen. (Und es gerade in vielen Fantasy-Werken unabhängig vom Medium auch nicht tun. Egal, ob die sich eigentlich an “der” mittelalterlichen Gesellschaft orientieren wollen oder nicht.)

“Historische Korrektheit” gibt es nicht

Damit sollten zwei Dinge klar sein: Erst einmal ist “historische Korrektheit” schon außerhalb jeder Fiktion ein manchmal schwieriges Thema und das wird nicht besser, wenn wir über eine Erzählung mit historischem Setting sprechen. Außerdem ist das, was von Konsumenten bei fiktionalen Werken als “historischen Korrektheit” gerne mal eingefordert wird, weniger eine historische Wahrheit, sondern mehr die Illusion, dass etwas unter einer bestimmten Vorstellung von einer Epoche wahr sein könnte, also schlicht glaubwürdig ist. Verabschieden wir uns also von dem Begriff der “historischen Korrektheit” und sehen uns dasselbe Thema unter passenderem Namen an, nämlich der historischen Illusion.

Eine historische Illusion ist formbar

Das, was wir also eigentlich diskutieren, ist die Frage, ob eine mittelalterlich inspirierte Fantasy-Welt noch glaubwürdig sein kann, wenn sie zum Beispiel Themen wie Sexismus streicht oder vielleicht sogar Frauen in Machtpositionen darstellt. Nun könnte man legitimer Weise sagen, dass eine allgemein verbreitete historische Illusion in Bezug auf das Mittelalter im Kopf vieler Konsumenten nun einmal eine Düstere ist. Das “finstere Mittelalter” eben. Eine Zeit, in der Frauen nichts zu melden hatten, die Kirche alles und jeden als Ketzer verbrannte und hinter jeder Ecke Krieg und Zerstörung wartete. So weit, so gut. Nur ist es trotzdem nicht ganz so einfach, was wohl am besten an einem Beispiel deutlich wird.

Das eingangs erwähnte “Game of Thrones” genauso wie die Vorlage, George R. R. Martins “A song of ice and fire”-Romane, sind für ihr Frauenbild immer wieder umstritten. Zu inflationär werden Vergewaltigungen als “plot device” zum Zweck verwendet, zu voyeuristisch stellt besonders die Serie Gewalt gegen Frauen dar, zu häufig werden Frauen ganz offensichtlich nur zum Schock des Zuschauers gequält. Ähnliches lässt sich auch an anderen Werken und ihren Welten wie “The Witcher 3” kritisieren, ich nehme “Game of Thrones” als Beispiel, weil sich hier der Autor der Romanvorlage persönlich zu der Kritik geäußert hat und sein Werk mit einer gewissen “historischen Korrektheit”, also eigentlich der Illusion davon, verteidigt.

“I wanted my books to be strongly grounded in history and to show what medieval society was like, and I was also reacting to a lot of fantasy fiction. Most stories depict what I call the ‘Disneyland Middle Ages’—there are princes and princesses and knights in shining armor, but they didn’t want to show what those societies meant and how they functioned.” – “George R.R. Martin explains why there’s violence against women on ‘Game of Thrones'”

Martins Argument ist simpel: Er hat sich für seine Bücher eng am europäischen Mittelalter und dessen patriarchalischen Gesellschaft orientiert, deshalb kann er Themen wie Gewalt gegen Frauen nicht aussparen, sondern muss sie sogar darstellen. Das ist legitim und schlägt in die bereits erwähnte Dark Fantasy-Kerbe, die versucht, die Abgründe einer Vorstellung von einer Epoche zu betonen. Nur ist es genauso legitim, in die entgegen gesetzte Kerbe zu schlagen und eine verklärte Vorstellung zu bedienen. Beide Varianten sind von einer künstlerischen Intention geprägt. In Martins Fall, dass er bewusst kein “Disneyland-Mittelalter” darstellen will, im Fall von zum Beispiel einem “Dragon Age: Inquisition”, dass mit den Traditionen des Genres gebrochen wird und plötzlich bewusst relativ viele Frauen in Machtpositionen vorkommen. Sowohl das eine als auch das andere ist möglich und Thedas ist genauso wie Westeros vom mittelalterlichen Europa inspiriert. Es werden nur unterschiedliche Ideen und Erwartungen bedient und verkehrt. Beides funktioniert und beides hat seine Daseinsberechtigung, beide Welten sind glaubwürdig, schlicht weil ihre Illusion jeweils aufgeht.

Faktisch dagegen ist auch jenseits von Magie und Drachen keine von beiden, aber sie verdeutlichen in ihrem Zustand der funktionierenden Immersion vor allem eins: Eine historische Illusion ist formbar, ganz besonders im Fantasy. In welche Richtung auf der Skala von High bis Dark Fantasy ein Werk ausschlägt hängt von einer Prämisse, einer künstlerischen Intention, ab und nicht von angeblichen historischen Fakten.

“Historische Korrektheit” ist kein Totschlagargument

Dieser Unterschied ist wichtig. Denn daraus ergibt sich ein wichtiger Punkt im Streit um angebliche “historische Korrektheit”, den ich meistens in Diskussionen um Sexismus oder Rassismus in Fantasy-Welten sehe: Was glaubwürdig ist oder auch nicht, bestimmt der Weltenbauer. Wer beschließt, eine Geschichte in einer Welt mit einer patriarchalischen Gesellschaft wie der in Westeros zu erzählen, kann das tun, genauso wie Fantasy aber auch die Freiheit bietet, die Geschichte einer Magierin aus armen Verhältnissen zu erzählen, die zu einer der mächtigsten Figuren ihrer Welt aufsteigt wie Sonea in Trudi Canavans “Die Gilde der schwarzen Magier”. Das sind schlicht künstlerische Entscheidungen und keine historisch begründeten.

Dazu kommt, dass eine Serie wie “Game of Thrones” natürlich besonders voyeuristisch in ihrer Gewaltdarstellung sein kann, um so beispielsweise eine möglichst grausame Welt zu illustrieren und so die eigene Prämisse zu bedienen, gleichzeitig sich aber auch Kritik an dieser Prämisse gefallen lassen muss. Oder anders formuliert: Es steht jedem frei, besonders grausame und düstere Geschichten zu erzählen, genauso steht es aber auch allen anderen frei, zu fragen, ob man denn überhaupt Fantasy auf diese Art und Weise erzählen sollte oder es diesen speziellen Stil braucht, um die Grausamkeit einer Welt zu vermitteln.

Das ist eine Diskussion, die sich auch mit Kunstkritik beschäftigt und damit nicht unter dem Deckmantel der “historischen Korrektheit” stumm geschaltet werden kann. Erst recht nicht, wenn in derselben Diskussion gerne mal auch das “Kunst darf alles!”-Argument in Kombination mit dem Vorwurf aufkommt, Kritik an problematischen Motiven würde eine Zensur fordern. Entweder darf Kunst alles und es gibt eine kritische Auseinandersetzung mit ihren Inhalten oder Kunst darf nur manches und wir können über angebliche “historische Korrektheit” sprechen. Nicht beides.

Sexismus des 21. statt des 14. Jahrhunderts

Im Falle von “Game of Thrones”, “The Witcher 3” und vielen anderen gerade im Zusammenhang mit Sexismus kritisch diskutierten Welten erübrigt sich das angebliche Totschlagargument “historischer Korrektheit” außerdem noch auf einer weiteren Ebene, die rein gar nichts mit dem Sexismus vergangener Zeiten, sondern dem von heute zu tun hat. (Das Prinzip gilt übrigens auch für andere Kontroversen, bei Sexismus wird es nur besonders klar deutlich.) High Fantasy galt lange als ein Genre, das vor allem von Männern konsumiert wird, was sich bis heute noch äußert. Nicht nur leben viele Geschichten von einer Heldenromantik, die sich oft an Männer richten soll und so vermarktet wird, sondern in Videospielen und Filmen ist auch gerne mal der sogenannte “männliche Blick” sehr präsent, der weibliche Figuren auf ein Objektes der Begierde des angenommen männlichen und heterosexuellen Spielers oder Zuschauers reduziert. Ein Kameraschwenk hier, ein freizügiges Outfit da, eine Frau als Figur wird – vielleicht auch nur für einen Moment – unwichtig, ganz im Gegensatz zu ihren Brüsten oder ihrem Hintern.

Dieses Prinzip ist ein Teil der Inszenierung einer Geschichte und damit im besten Fall eine künstlerische Entscheidung und nichts, das automatisch mit dem Weltenbau und der historischen Vorlage dazu begründbar wäre. Diese Dinge richten sich an den Rezipienten in unserer realen Welt und ist damit keine Darstellung von Sexismus in einer fiktiven, frauenfeindlichen Gesellschaft, sondern schlicht Sexismus im 21. Jahrhundert. Egal ob “historische Korrektheit” oder historische Illusion: Keines von beidem hat etwas damit zu tun.

Fantasy bedeutet Freiheit

Last but not least: Fantasy gehört zu den Genres, die beim Weltenbau die größte Freiheit bieten, und dafür liebe ich es auch. Unbekannte Welten, in der Realität unmögliche Phänomene und Geschichten über außergewöhnliche Personen – Kurz: Das ultimative Fremde – hat eine ganz eigene Faszination. Ob auf sehr düstere oder sehr verklärende Weise ist Geschmackssache, aber in jedem Fall kann bei Fantasy-Weltenbau mit allem gebrochen werden, das wir kennen. Drachen? Cool! Epische Schlachten? Her damit! Verrückte Könige? Immer doch!

Das ist alles im Bereich des Möglichen und eine rein künstlerische Entscheidung, die mit Genre-Traditionen brechen oder sie bedienen kann. Einen besonders einfachen Weg, der zum Beispiel durch Provokation Aufmerksamkeit erregt, damit zu begründen, man hätte auf “historische Korrektheit” geachtet, ist allerdings faul. Dahinter stehen keine historischen Fakten, sondern im besten Fall eine bewusste Entscheidung, mit den großen Strömungen des Genres nicht zu brechen, und im schlimmsten Fall fehlende Kreativität oder das unreflektierte Bedienen derselben Schablonen wie eh und je.

Das ist alles legitim und kann zu einer guten und unterhaltsamen Erzählung führen – Es hat nur rein gar nichts mit Geschichte zu tun. Lassen wir also diese Diskussion und akzeptieren, dass “historische Korrektheit” von Fantasy-Welten ist nur eines ist: Quatsch.

Artikelbild: Walters Art Museum Illuminated Manuscripts (flickr). Zum Originalbild.

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  • N. Bendzko
    16. Juni 2018 at 17:27

    Super Beitrag zum Thema! Finde toll, dass sich diesem Schein-Argument der “historischen Korrektheit” immer mehr Blogs annehmen.

    Bei dem gewählten Beispiel “Game of Thrones” reagiere ich ja diesbezüglich besonders allergisch. Ich habe die Bücher alle gelesen, finde sie in Teilen auch toll und einen modernen Klassiker – aber was diesen Aspekt angeht, hat es Martin m. E. überhaupt nicht drauf. An seiner Welt ärgert mich sehr, wie einseitig seine “historische Korrektheit” ist. Er entlarvt sich, was das angeht, eigentlich selbst.

    In seinem Universum betrifft sexuelle Gewalt zum Beispiel nur Frauen. Sexuelle Gewalt gegen Männer thematisiert er kaum bis gar nicht. Es gibt eine Stelle in den Büchern, die ich persönlich richtig ekelhaft finde, wo ein Nebencharakter mehrfach von einer Schiffscrew vergewaltigt wird. Weil er aber ein effeminer Scholar ist, wird das als eine Randnotiz und Witz abgestempelt. Ja, als etwas Lustiges. Crew wie Hauptcharakter lachen nur über seine Beschwerden die Nacht danach.

    Sexuelle Gewalt gegen Frauen wird dagegen nicht nur ausgeschlachtet, sondern eindeutig ausbeuterisch geschrieben. In ihrer Explizitheit sind sie manchmal nicht anders als Sexszenen. In der Filmadaption wird es besonders offensichtlich, wenn die Kamera die Körper vergewaltiger Frauen so filmt, wie es auch in einem Porno sein könnte.

    Hier geht es eindeutig um Voyeurismus und nicht um Plot. Und natürlich Tabu-Bruch, wobei es kein wirklicher Tabu-Bruch ist, weil wir es schon ewig gesehen haben. Auf der einen Seite will sich Martin hier hart und kontrovers vorkommen, auf der anderen Seite hat er, salopp gesprochen, nicht mal die Eier, eine einzige schwule oder lesbische Beziehung in seinen Büchern durchzuziehen. Es sei denn, er kann daraus eine unmotivierte lesbische Sexszene machen, wie bei Cersei und ihrer Dienerin.

    Wie ich schrieb: eindimensional. Bisweilen möchtegern-edgy. Die Bücher wären so viel besser, wenn sie hier ein bisschen mehr über den Tellerrand gucken würden.

  • Michael Kleu
    23. Mai 2018 at 12:16

    Da hast Du natürlich Recht.

    Aber Fantasy ist eben fast zwangsläufig eine Reaktion der Autorin oder des Autoren auf die real existierende Welt. Manchmal handelt es sich ja auch ganz konkret um eine Form von Gesellschaftskritik.

    Insofern lässt sich das wohl nur schwer unterdrücken.

    Bücher spiegeln oft mehr die Zeit wieder, in der sie geschrieben wurden, als die Zeit oder die fiktive Welt, in der sie spielen. Das kann man übrigens auch schön an Schulbüchern sehen.

  • “Damals” war oft anders: Historisch korrekt ist kein Argument – Stürmische Seiten
    13. Mai 2018 at 20:32

    […] “Historische Korrektheit” in Fantasy-Welten ist Quatsch | Geekgeflüster […]

  • Mario H.
    5. Mai 2018 at 19:12

    Was ich viel wichtiger finde: wenn eine ganz eigene Welt kreiert wird, mit eigenen (Natur-) Gesetzen, eigener Geschichte, Sprache und derlei. Eine echte eigene Welt, die es so wirklich geben könnte. Wo von der ersten bis zur letzten Seite alles stimmig ist. Das ist cool.
    Andererseits finde ich, man muss nicht alles Schlechte, Niederträchtige und Miese aus unserer eigenen Welt in diese übertragen. An manchen Stellen ist es gut, weil es sich für uns “natürlich” anfühlt, aber man muss nicht übertreiben. Und das sehe ich gerade bei Rassismus oder frauenfeindlichen Dingen so. Hier kann man eine Welt erschaffen, in dem diese Dinge eben nicht existieren. Es gibt dort Hass und Intrigen, blutige Kämpfe und tödliche Seuchen, aber eben nicht alles aus unserer Welt.

  • Michael Kleu
    13. April 2018 at 10:52

    Da hast Du natürlich Recht 😉

  • Geekgeflüster
    13. April 2018 at 10:23

    Wobei man bei Star Wars denke ich nochmal anmerken kann, dass das ja als Space Opera so ein bisschen eine märchenhafte Erzählweise voller bewusster Leerstellen hat, während z.B. GoT sich ja in so einem gritty realism versucht, in dem immer alles erklärt werden soll. (Ändert natürlich nichts daran, dass diese lineare Fortschrittsidee am Zeitstrahl oft zu einfach ist.)

  • Geekgeflüster
    13. April 2018 at 10:20

    Erstmal danke für deinen Kommentar und das Kompliment! 🙂 Was ich hier bewusst unter “historische Korrektheit” gefasst habe, sind eigentlich Dinge, die mir in Diskussionen oft eher als eine Art Authentizitätsanspruch auffallen (z.B. “Hey, das spielt quasi im Mittelalter, da muss ich an Hexenverbrennungen denken, deshalb kommen mir die Progrome in Witcher 3 historisch realistisch vor”). Mir käme diese Denkweise ehrlich gesagt auch nie in den Sinn, aber z.B. jedes Mal wenn ich z.B. das Frauenbild in irgendeinem 0815-Mittelalter-Fantasy-Setting kritisiere, höre ich mindestens einmal die Frage, ob das denn nicht einfach nur historisch realistisch sei.

    Und “Troy” kenne ich nicht, aber das klingt tatsächlich nach einem interessanten Kniff. Sowas liebe ich ja, um ehrlich zu sein, denn mit solchen Überraschungen kann man wunderbar die eigenen Leser aufs Glatteis führen und etwas schaffen, das eben umgekehrt auch in Erinnerung bleibt.

  • Michael Kleu
    13. April 2018 at 10:00

    “Interessant finde ich, wie du die Dauer des Mittelalters eingrenzt, das hat mich immer bei GoT gestört, also wie lang bei denen das „Mittelalter“ geht, quasi ohne Fortschritt. 10.000 Jahre oder so und die haben noch nicht mal Dampfmaschinen und sowas.”

    Bei Star Wars ist das ähnlich. Da vergehen auch Jahrtausende ohne scheinbare Entwicklung, so als hätte man eine Phase der Zeitlosigkeit erreicht.

    Andererseits muss man natürlich sagen, dass unsere Vorstellungen von Fortschritt manchmal ein bißschen zu sehr von einer linearen Entwicklung ausgehen, so als würden wir uns zwangsläufig immer weiterentwickeln und auf irgendein Ziel zusteuern.

    Hesiod hatte da ja beispielsweise eine ganz andere Vorstellung: Früher war alles besser und alles geht zunehmend vor die Hunde 😉

  • Michael Kleu
    13. April 2018 at 9:53

    Sehr interessanter Artikel!

    Ich bin bisher noch nie mit dieser Diskussion in Berührung gekommen und bin daher ein bisschen überrascht, dass man bei Fantasy mit “historischer Korrektheit” zu argumentieren versuchen kann. Ich frage mich natürlich immer, was in einer phantastischen Welt durch Elemente der (Alten) Geschichte inspiriert sein mag, aber “historische Korrektheit” ist mir im Zusammenhang mit der Phantastik noch nicht in den Sinn gekommen, glaube ich.

    Was mir gerade zu der von Dir angesprochenen Darstellung der Frauen einfällt: In Wolfgang Petersens “Troy” ist das ganz witzig gemacht, weil dort sehr mit den Geschlechterdarstellungen gespielt wird. Während Achilles draußen eine Kampfmaschine per excellence ist und somit gewissen Männlichkeitsidealen entspricht, wird er innerhalb seines Zelts häufig so präsentiert, wie man traditionell eher Frauen darstellen würde. Jemand *räusper* hat da mal einen Aufsatz zu geschrieben 😉

  • Geekgeflüster
    16. Dezember 2017 at 15:19

    Danke für deinen Kommentar. 🙂 “Historische Authentizität” ist finde ich übrigens auch einen schönen Kompromissbegriff, wobei bei “authentisch” in der allgemeinen Diskussion gerne mal zu nah an “korrekt” verwendet wird für meinen Geschmack, weshalb ich in meinem Text bewusst von “Illusion” geschrieben habe. Und klar kannst du auf meinen Artikel verlinken, dafür habe ich ihn ja (auch) geschrieben. 🙂

  • Kat
    16. Dezember 2017 at 15:00

    Sehr schöner Artikel, vielen Dank! Ich spreche selbst auch ungern von “historischer Korrektheit” und eher von “historischer Authentizität”. Etwas kann historisch authentisch wirken. Richtige historische Korrektheit können wir in Fiktion aber einfach nicht erreichen, schon gar nicht in historisch inspirierter Fantasy.

    (Ich schreibe im Moment an einem ähnlichen Artikel, allerdings wird es bei mir um richtige historische Romane gehen. Darf ich deinen Artikel verlinken?)

  • Nerd sein und was das mit Feminismus & Franken zu tun hat | Mit Aurelia Brandenburg | 24 Chances Podcast
    30. November 2017 at 5:03

    […] Artikel über historische Korrektheit in Fantasy: geekgefluester.de/historische-korrektheit-fantasy […]

  • Geekgeflüster
    8. August 2017 at 18:34

    Zu allererst: Vielen Dank für deinen langen Kommentar! 🙂
    Nein, dein Denken ist meines Erachtens vollkommen richtig bzw. meinen wir dasselbe und es ist auch nicht Off-Topic, weil ich persönlich das meiste, was ich hier über Fantasy geschrieben habe, auch auf historische Romane übertragen würde. (Was eine sehr freie Verarbeitung von Geschichte in Kunst vorraussetzt, aber das ist eben eine Frage der Kunstdefinition und wie lösgelöst man persönlich Kunst von ihrem Vorbild sieht.) Mich ärgert im Grunde dasselbe wie dich: Historische Korrektheit verkaufen und es dann nicht einmal versuchen. Denn gerade der im Text angesprochene visuelle Teil mit dem männlichen Blick hat nichts mit dem Sexismus einer Zeit zu tun. Dass ein Mädchen z.B. nicht lesen lernen darf dagegen würde je nach historischer Vorlage selbstverständlich in die Zeit gehören und da dann die Fakten zu verbiegen bzw. das nicht als Hürde zu behandeln zeugt nur von schlechter Recherche.
    Konkret beim Fantasy würde ich mir – ganz besonders in visuellen Medien – mehr Mut wünschen, weg von der “Herr der Ringe”- und Mittelerde-Formel hin zu neuen Ideen. (z.B. in “Blutstolz” von Evie Manieri wird das gemacht. Da ist das Setting eines in der Wüste, weg von scheinbar europäischen Gefilden, und in einer Garnison ist die älteste Tochter des totkranken Statthalters die Kommandeurin, weil sie unter den Soldaten den meisten Rückhalt hat und von ihrem Vater eingesetzt wurde. Aus der Logik des Weltenbaus ergibt das alles wunderbar Sinn und ist eben etwas anderes.) “Game of Thrones” ist nochmal ein sehr spezielles Beispiel gerade wegen Beispielen wie der Szene, die du erwähnst. In der Serie vergewaltigt Jamie Cersei, auch wenn es nicht so benannt wird. (Sie sagt immer wieder “Hör auf!” und er ignoriert es.) Die Szene wird im Kontext der gesamten Serie banalisiert und das ist etwas, was man kritisieren kann und muss. Dass rein logisch Jamie mit seinem Mindset basierend auf der Gesellschaft, aus der er kommt, nichts auf ihren Widerspruch gibt, mag sein, aber die Szene erfüllt in dieser Form keine besondere Plotrelevanz und soll offenbar nur schocken. Beide gehen danach einfach ihrer Wege und gut ist. Und das ist wiederum für die Serie auf bittere Weise typisch, weil sie – wie vieles im Dark Fantasy-Bereich, auch z.B. The Witcher 3 oder Hemlock Grove – Gewalt gegen Frauen und insbesondere sexuelle Gewalt gegen Frauen als Hintergrundrauschen für die eigene düstere Stimmung benutzt, ohne dass es eine tiefere Bedeutung bekommt. Es wird banalisert und verliert seine Bedeutung und das ist der Punkt, an dem dieser schmale Grad zwischen dem Versuch verlassen wird, z.B. eine sexistische Gesellschaft mit allen Folgen (z.B. dem Trauma einer Vergewaltigung) abzubilden und selbst in sexistische Erzählmuster zu rutschen.

  • Windsprite
    8. August 2017 at 16:57

    Um ehrlich zu sein stört es mich bei manchen Romanen die tatsächlich irgendwie historisch sein sollen (also nicht Fantasy) manchmal, wenn ein Mädchen zu penetrant tomboy-mäßig oder wenn die Charaktere ihrer Zeit weit voraus nach heutigen Standards die Konventionen ihrer Zeit brechen. Das heißt nicht, dass ich es an sich nicht schlecht finde, dass auch in historischen Geschichten die Frauen eine wichtigere Rolle einnehmen oder für sich Männerrollen einnehmen (schließlich gibt es ja auch historisch dokumentierte Fälle)

    Was mich stört, ist dass das so dick aufgetragen wird und dass das bei den Menschen um die Charaktere herum, die plötzlich mit dem Denken aus dem späten 20. und frühen 21. Jahrhunderts auftrumpfen keine Debatte auslöst. Also, dass nicht Barrieren auftauchen.

    Oder wenn die Unterdrückung der Frau extrem plakativ behandelt wird, wenn die Männer mit Sätzen wie “Du bist ne Frau, du kannst das nicht” regelrecht um sich schmeißen (wie z.B. bei der historischen Ärzteserie “Charité” gelegentlich, wenn auch nicht so extrem und bei der Verfilmung der Edelstein-Trilogie). Das soll ein pädagogischer Ansatz sein, mehr oder weniger, offenbar, aber gleichzeitig ist gerade so etwas für mich genau die falsche Art, sexistisches Denken zu behandeln, weil ja gerade das sexistische Denken auf relativ unterschwelligen Bahnen abläuft (weil Männer selber nicht immer wahrnehmen, wenn sie sexistisch sind) und weil ja erst die Frauenbewegung angefangen hat, solche Themen deutlich anzusprechen, auszusprechen und zu präzisieren und es deswegen, wenn man von älteren Jugendlichen und Erwachsenen ausgeht, doch gerade Geschichten verwenden kann um das Ungesagte zu thematisieren, wie Frauen unterdrückt wurden, ohne dass man es allzu laut thematisiert hat, oder dass man es überhaupt als Unterdrückung wahrgenommen hat, weil man eben in einer Zeit lebt, in der es die Frauenbewegung noch nicht gibt, wie bei Mittelalter-Fantasy oder weil es die Frauenbewegung zwar schon gibt (ab dem 19. Jahrhundert halt) aber eben noch anders als heute.

    Das heißt nicht, dass ich nicht möchte, dass auch schon im Mittelalter Menschen manchmal in Situationen kommen, in denen die Schwächen im Gefüge menschlichen Miteinanders zu Tage treten -also dass die Menschen merken, irgendwie funktioniert die Art, wie wir uns einander gegenüber verhalten nicht ideal- oder dass sie auch gelegentlich überwunden werden, also dass Frauen zum Schwert greifen und homosexuelle Paare in einem Mittelalter-Setting zueinander finden (was im Mittelalter unter manchen Umständen wohl wahrscheinlicher war als im 19. Jahrhundert oder den 50ern) -aber man kann das definitiv nach einem vereinfachenden Narrativ á la Alice Schwarzer machen, finde ich. Und es ist ja schon so, dass man damals noch nicht so recht den Finger auf die Wunde legen konnte, sonst hätte es ja die Frauenbewegung schon im Mittelalter gegeben und nicht erst seit dem 19. Jahrhundert (oder seit Olympe der Gouges, wie man will). Also, für mich sind das ideelle Anachronismen, zumindest wenn wir an Romane denken, die historisch sein sollen. Das ist so, wie die evangelische Kirche im jetzigen Lutherjahr versucht, dem Martin Luther Menschenrechte zuschreibt. Klar hat er vielleicht einen richtungsweisenden Grundstein losgetreten, aber wir betrachten ihn ja eher so, weil wir ihn aus heutiger Sicht betrachten.

    Hey, ich weiß dass du Geschichte studierst und mir wahrscheinlich in einigen Punkten Mängel in meinem Denken aufweisen kannst, aber das ist ein Punkt, der mir gerade dazu eingefallen ist. Ein bisschen Off-topic, weil es ja um Fantasy geht (und da kann man schon diskutieren, ob ein Autor, der sich seine Welt konstruiert, nicht bewusst für Dinge entscheidet.

    Bei Game of Thrones habe ich bislang nur die ersten zwei Bände gelesen und die Serie nicht gesehen, aber was ich gehört habe ist, dass Cersei in der Serie von ihrem Bruder vergewaltigt wird, statt freiwillig mit ihm Sex zu haben, was mich irgendwie daran erinnert, dass ich hier gelesen habe, dass es schon relativ früh einzelne Darstellungen von lesbischem Sex gab, die okay waren, solange die Darstellungen Vergewaltigungen waren, nicht einvernehmlich, damit man es als reine Perversion betrachten konnte. Während Cersei mir jetzt durch den einvernehmlichen Sex mit Jaime das Gefühl gibt, dass die beiden bessere Menschen dadurch sind, hab ich um ehrlich zu sein auch nicht das Gefühl, dass es mich wirklich stört. Wenns ihnen Spaß macht. Bin ich vielleicht ein bisschen abgestumpft? Ich bin mir nicht mehr sicher.

  • Geekgeflüster
    4. Juli 2017 at 19:51

    Achso, gut, aber dann bewegst du dich ohnehin auf sehr theoretischem Eis, weil unklar wäre, wie viel innerhalb von Westeros evtl. durch mündliche Überlieferung, Sagen und Legenden “verfälscht” worden wäre usw. Das ist schon in nicht-fiktionalen Szenarien verdammt schwierig und bei Fantasy sicher nicht möglich.

    Aber das ohne irdischen/historisch realen Bezugspunkt ist genau das, was ich im Text meine (und schätze): Kreative, die an Fantasy-Welten arbeiten, sollten diese potentielle Freiheit nutzen und sich von was auch immer inspirieren lassen anstatt sich an dieselben (europäischen) historische Prämissen wie eh und je zu klammern. Die sind – genau wie du schreibst – sehr abstrakt und theoretisch, führen zu nichts und stellen nur Regeln auf, wo keine sind. Fantasy hat mich Geschichte nur so viel zu tun als dass sich AutorInnen von Ideen, Vorstellungen und Strukturen inspirieren lassen können. Und that’s it.

  • Neyasha
    4. Juli 2017 at 15:40

    Was ich damit ausdrücken wollte: Wenn man die Vergangenheit unserer Welt so oberflächlich betrachtet, wie wir es bei den meisten Fantasywelten machen können, dann könnte man auch den Eindruck bekommen, dass sich von der Bronzezeit bis zum Mittelalter kein weltbewegenden Veränderungen ergeben haben. Dampfmaschinen wurden in der Zeit auch keine entwickelt.
    Allerdings habe ich den Bildband (noch) nicht gelesen. Wenn darin der Eindruck entsteht, dass sich in Westeros die Gesellschaft und Technik in den letzten paar tausend Jahren nicht geändert hat, dann ist das was anderes. In den Romanen hatte ich diesen Eindruck bislang nicht (da kam mir die ferne Vergangenheit nicht sehr mittelalterlich vor).

    Wenn man aber die irdischen Begebenheiten völlig als Bezugspunkt wegnimmt, dann könnte man umgekehrt auch argumentieren, dass wir die technischen Fortschritte, die wir aus unserer Welt kennen (und da auch nur aus bestimmten Regionen und Kulturen – anderswo haben gewisse Erfindungen/Fortschritte bis zur Kolonialisierung schließlich nicht stattgefunden), auch nicht auf Fantasywelten umlegen können. 😉

    Und natürlich sieht man genau an diesem Gespräch auch, wie theoretisch solche Vergleiche bei Fantasywelten sind.

  • Geekgeflüster
    3. Juli 2017 at 20:03

    Danke und freut mich, wenn dir der Text gefallen hat 😀

  • Irina Vérène
    3. Juli 2017 at 19:42

    Danke. Tausendmal danke! Ich bin genau derselben Meinung wie du und damit schon so unglaublich oft angeeckt, dass es mich langsam einfach nur noch nervt. Gerade, weil ich selbst z.B. historisch inspirierte Fantasy schreibe, aber auch Queer-Romance-Elemente in meine Werke einbaue, bekomme ich immer wieder dieses Genöle über “historische Korrektheit” zu hören und … rahhhh. Es ist so unglaublich frustrierend. Dein Post war eine nette Abwechslung dazu, vielen Dank dafür.

  • Geekgeflüster
    3. Juli 2017 at 19:13

    Erstmal danke für deinen Kommentar. 🙂 Grundsätzlich bin ich der Ansicht, dass historische Inspirationen für Fiktion im Zweifelsfall egal sind. Dass unser reales Mittelalter grob in die Zeit zwischen 500 und 1500 eingeteilt werden kann, hat nichts mit GoT o.ä. zu tun. Spielst du auf eine 1:1-Übertragung unserer Epochenbegriffe auf das historische Gedächtnis der Leute innerhalb des ASOIF-Universums an, würde ich da direkt wieder die Finger davon lassen, genau wegen den Dingen, die ich in meinem Text geschrieben habe. Westeros ist mittelalterlich inspiriert und nicht in die Epochenbegriffe unserer realen Welt einteilbar. Allerdings hat Westeros tatsächlich (oder wenigstens hätte ich es so aufgefasst) in seiner Geschichte eine ganze Reihe von Zeitspannen, in denen sich wenig verändert oder zu verändern scheint, die im Vergleich mit der Menschheitsgeschichte unserer Welt sehr viel länger und “nicht realistisch” sind. Zum Teil sind die sicher auch einfach symbolisch (das hat ja Tolkien in Mittelerde auch schon en masse gemacht) und zum Teil hat Martin damit eben bestimmte Kulturen und Traditionen (die auch nicht immer zentraleuropäisch inspiriert sind, woher Begriffe wie das Mittelalter ja kommen) aufgebaut. Schon allein deshalb wäre ich da mit Vergleichen zur realen Menschheitsgeschichte vorsichtig. Ja, die letzten 10.000 Jahre vor der Handlung von ASOIF lassen sich mittelalterlich interpretieren, aber Westeros hat eine fiktionale Geschichte, die (egal was Martin sagt) nur sehr lose und punktuell von Ereignissen und Strukturen aus dem Mittelalter inspiriert ist. Ob Westeros überhaupt je eine Antike hatte, ist eine Interpretationsfrage, deshalb wäre ich sehr vorsichtig mit jedem Versuch, Fantasy in historische Epochen einzuteilen. (Dem Bildband über die Welt nach zu urteilen, hat sich in den letzten paar tausend Jahren von ASOIF gesellschaftlich und technisch eben nicht umwerfend viel getan, deshalb würde ich dem eben eine besonders lange mittelalterlich inspirierte Zeitspanne nachsagen/da rein interpretieren. Aber wie gesagt: Die hat auch Mittelerde, macht ja Westeros nicht schlechter, und es ist eben eine Interpretation.)

  • Neyasha
    3. Juli 2017 at 14:37

    Ein spannender Artikel und ich sehe das ebenso: Es bleibt dem Autor/der Autorin überlassen, welche Prämisse für die Welt angesetzt wird. Mir fällt da etwa auch Guy Gavriel Kay ein, der bewusst bestimmte historische Epochen/Ereignisse/Personen als Vorbild nimmt und in eine Fantasywelt transportiert. Dass er da eine gewisse “historische Korrektheit” anstrebt, ist klar, aber man kann auch einen gänzlich anderen Zugang haben.
    Und ich finde es auch zu einfach gedacht, wenn man Rassismus, Sexismus, etc. in einer Fantasywelt schlicht mit einem “so war das eben” abtut.

    Das mit dem langen Mittelalter kann ich so aber nicht nachvollziehen. “Jetzt” ist in Westeros eben spätes Mittelalter. Vor ein paar tausend Jahren stelle ich mir eher etwas vergleichbar mit der Bronzezeit vor und auch das, was man in den Büchern so von vergangenen Zeiten erfährt, lässt mich eher an Antike bzw. Frühe Hochkulturen denken (und wenn man die Pharaonenzeit in Ägypten rückblickend nur oberflächlich betrachtet, könnte man auch den Eindruck bekommen, hier hätte sich 2500 Jahre lang nicht viel geändert).
    Dass manche Dynastien oder ähnliches sehr lang angesetzt ist, das stimmt sicher. Aber ansonsten sehe ich keine Indizien dafür, dass in Westeros seit Jahrtausenden Mittelalter herrscht.

  • Was momentan so los ist | Update - Tasmetu
    1. Juni 2017 at 7:22

    […] Auch einen Beitrag von Geekgeflüster möchte ich euch empfehlen. Sie hat sich mit dem Thema historische Korrektheit in Fantasybüchern befasst. Sehr lesenswert. Hier geht es zum Artikel. […]

  • Geekgeflüster
    12. Mai 2017 at 13:19

    Danke 🙂
    Das mit diesem ellenangen GoT-“Mittelalter” ist mir gar nicht so sehr aufgefallen/bewusst gewesen, stimmt aber natürlich. Vielleicht werden auch einfach regelmäßig Wissenschaftler von Drachen gegrillt, wer weiß? 😀

  • David
    12. Mai 2017 at 10:36

    Sehr schöner und ausführlicher Artikel 🙂
    Interessant finde ich, wie du die Dauer des Mittelalters eingrenzt, das hat mich immer bei GoT gestört, also wie lang bei denen das “Mittelalter” geht, quasi ohne Fortschritt. 10.000 Jahre oder so und die haben noch nicht mal Dampfmaschinen und sowas. Aber vielleicht sind die langen Winter Schuld.

    Und ja, historische Korrektheit ist Quatsch, stimme ich dir zu. GoT zeigt direkt auf den ersten Seiten, was es ist, nämlich Fantasy. Dann kommen allerdings ein paar tausend Seiten praktisch ohne “übernatürliches”, da vergisst man das dann vielleicht und glaubt, sich in einer Mittelalter-Doku wiederzufinden. Die Magie, die Drachen und alles waren weg, weshalb Westeros schon sehr real sein konnte. Dinge wie die Wall, die Others, Leuten, die von den Toten auferstehen und so sprechen natürlich eine andere Sprache und sagen ganz deutlich “hier ist im Grunde alles möglich”.

  • Sophia
    8. Mai 2017 at 18:04

    Ja, am Anfang habe ich es noch echt gerne geguckt und danach auch relativ schnell mit den Büchern angefangen (und dann auch nach vier deutschen Büchern wieder aufgegeben, weil die Serie immer schneller war). Aber bei der Serie bin ich auch kurz vorm Aufhören. Einzig, dass es so ein soziales Ding bei uns ist, dass wir uns zusammen hinsetzen und die neueste Folge GoT gucken, “hindert” mich daran. (Ich rege mich mittlerweile auch viel zu sehr über die Story an sich auf.)

  • Geekgeflüster
    8. Mai 2017 at 17:55

    Erstmal vielen Dank für das Lob. 🙂
    Ja, GoT finde ich auch immer grenzwertig, auch weil es anders geht und es da auch sehr oft nur noch um Schock zu gehen scheint. (Das zeigen ja auch einige Änderungen von Situationen und Szenen im Vergleich zu den Büchern, die in diesem neuen Kontext nochmal deutlich krasser waren als ursprünglich angelegt.) Irgendwann wird Gewalt etc. da auch einfach so bedeutungslos, dass sie nur noch um ihrer selbst willen vorkommt und da ist dann auch für mich immer der Punkt erreicht, an dem ich nicht mehr so richtig Lust habe, weiter zu gucken.

  • Sophia
    8. Mai 2017 at 17:23

    Zu aller erst: wahnsinnig toller Artikel!
    Ich habe, als ich ihn angeklickt habe, nicht mit einem so ausführlichem Beitrag gerechnet, der wirklich interessant zu lesen war (vor allem, weil ich mich gerade selbst auch mit Mediävistik umher schlage).

    Manche sehen vor lauter Bäumen den Wald kaum. Dabei ist es doch ziemlich offensichtlich, dass es sich bei Fantasy und eben Fantasy handelt. Stünde dahinter wirklich historische Korrektheit, dann wäre es ein Historien-Roman (oder ein anderes beliebiges Medium). Es kann vom “wahren” Mittelalter inspiriert sein, aber das macht es doch nicht historisch korrekt?

    Beim Beispiel “Game of Thrones” ist mir auch vermehrt die Gewaltdarstellung übel aufgestoßen. Ich meine gezielt die Serie, nicht die Buchvorlage, weil ich mir beim Lesen mein eigenes Szenario vorstellen kann. Aber die Darstellungen der Serie waren für mich oft viel zu heftig, dass ich wegsehen musste und ich mich fragte: muss das wirklich sein? Hätte ein Andeuten nicht gereicht?

  • Geekgeflüster
    7. Mai 2017 at 13:06

    Erstmal danke, freut mich, wenn dir der Text gefallen hat. Und was du schreibst sehe ich übrigens genauso und die Kritik z.B. an düsteren Welten sollte ja auch nur dann kommen, wenn die Grenze zwischen der Darstellung oder Thematisierung z.B. von Sexismus und tatsächlich sexistischen Motiven überschritten wird. Sowohl düserte wie auch verklärende Fantasy-Welten können interessant sein. Genauso wie ein blutiger Thriller einem Krimi-Fan genauso gefallen kann wie eine Dorfkrimi-Geschichte wie die Eberhofer-Romane, beides sind schlicht unterschiedliche künstlerische Ansätze und beide sind okay. 🙂
    LG
    Aurelia

  • Elea Brandt
    7. Mai 2017 at 12:09

    Sehr schöner Artikel, vielen Dank.

    Ich stimme dir durchgehend zu, die Prämisse der Welt, die sich der Autor setzt, ist immer voll und ganz seine Entscheidung. Meistens will der Autor eine ganz bestimmte Atmosphäre durch seine Welten erzeugen, und wie du selbst schriebst: düstere Mitterlalter-Fantasy ist mittlerweile so salonfähig, dass es einfach ist, den Leser in eine solche Welt hineinzuziehen. Er kennt die Prämissen solcher Welten aus anderen Werken und findet sich schnell darin zurecht. Das macht es relativ leicht, eine Geschichte zu erzählen, ohne die Welt zu ausschweifend erklären zu müssen.

    Entscheidend ist, finde ich, immer: Welche Geschichte will ich erzählen? Eine Geschichte von Gewalt, Rassismus und Glaubenskriegen? Dann komme ich um eine brutale Welt vermutlich nicht drum herum. Will ich eine Geschichte über Intrigen, Verrat und Geheimnisse erzählen, sieht es schon anders aus. Und wenn ich über Liebe, Abenteuer und Heldenmut erzähle, bewege ich mich vielleicht eher im märchenhaft-verklärten Bereich. Finde ich alles total legitim. Aber ich gebe dir völlig recht: Das mit historischer Korrektheit zu erklären, ist Quatsch. 😉

    LG Elea

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Über mich und diesen Blog

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Aurelia Brandenburg - Historikerin und Bloggerin. Ich beschäftige mich meisten mit Mittelalter, Digital Humanities und Game Studies, nicht zwingend immer in dieser Reihenfolge. Auf Geekgeflüster schreibe ich seit 2012 über Popkultur, inzwischen oft aus einer feministischen Perspektive und manchmal auch über Popkultur und Geschichte, insbesondere Popkultur und Mittelalterrezeption. Außerdem schreibe ich auch für Language at Play. Auf Twitter findet man mich als @hekabeohnename.


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