Calradia im Herbst 1093, die Adelige Mavea, ihres Zeichens Vasallin des Südlichen Kaiserreichs des Kontinents, hat ein Problem. Oder viel mehr zehn davon. Und alle haben sie einen Ursprung: Ihren Ehemann, Baranor. Eigentlich verstehen sich die beiden ganz gut – offenbar eher zu gut – obwohl ihre Hochzeit vor knapp acht Jahren eigentlich nur eine rein politische Entscheidung war, aber jetzt muss langsam dringend etwas geschehen. Baranor muss weg, noch dazu auf eine Weise, auf die Baranor und Mavea für den Rest ihrer beiden Leben nie wieder mehr Zeit als unbedingt nötig miteinander verbringen und sich nicht einmal zufällig in der Armee eines anderen Adeligen über den Weg laufen. Und das so schnell wie möglich. Mavea (oder viel mehr ich als ihre Spielerin) trifft eine Entscheidung: Baranor wird als Vogt auf die Burg Ataconia verbannt. Dort ist er in sicherer Entfernung zu seiner Frau und die beiden hören umhimmelswillen endlich auf, weiter Kinder zu zeugen. Zehn ist einfach genug.
Ende Dezember erschien “Bridgerton”, eine bonbonbunte Regency-Serie basierend auf der gleichnamigen Liebesroman-Reihe von Julia Quinn, und macht in ihrem Inhalt eigentlich sehr viel so wie vieles aus dem Spektrum der Regency-Romances. Es wird geschmachtet, getanzt, sehr viel geknickst und sehr viel über alle anderen geklatscht und getratscht. (Ärgerlicher Weise ignoriert die Serie nach etwas oberflächlichem Feminismus in der ersten Hälfte der Staffel in der zweiten Hälfte auch an einer Stelle das Konzept von Consent vollkommen, aber das sei hier nur am Rande erwähnt.) Eine Besonderheit, die gerade die deutsche Presse (z.B. hier, hier und hier) scheinbar nicht müde wird, mit leicht irritiert klingendem Erstaunen zu wiederholen, ist allerdings, dass in “Bridgerton” auch nicht-weiße Schauspieler*innen Adelige im Regency-England spielen.
“Kingdom Come: Deliverance” und “A Woman’s Lot” sind immer noch Realsatire
6. August 2020
“Kingdom Come: Deliverance” war und ist ein mindestens kontrovers diskutiertes Spiel. Und auch wenn die Diskussion eigentlich längst abgeflaut ist, lohnt es sich doch, einmal einen Blick auf eines der DLCs des Spiels zu werfen. Denn “A Woman’s Lot”, das den Fokus auf die Frauen von Skalitz und im Besonderen die Müllerstochter Theresa verschiebt, erzählt sehr viel über Gender und “Kingdom Come: Deliverance” – Nur vermutlich auf eine andere Art als geplant.
Es gibt keine “historische Korrektheit” von Popkultur
2. August 2020“Historische Korrektheit” von Popkultur ist eines der Dinge, dessen Faszination für viele Menschen scheinbar nie vollständig schwindet. Das ist irgendwo verständlich, aber trotzdem fehlgeleitet. “Historische Korrektheit” gibt es nicht. Und trotzdem ist es wichtig, zu verstehen, worum es hier wirklich geht.
Meine ersten Computerspielerfahrungen hatte ich mit Spielen wie Solitaire, wo man einfach nur auf die richtige Karte klicken musste. Die Steuerung war einfach, die Karte lief ja auch nicht weg. Dann betraten andere Spiele die Bühne meines Lebens und brachten anspruchsvollere Steuerungen und Bestandteile als unbewegliche Spielkarten mit: neben schnellerem Klicken und Mausbewegungen auch die WASD-Steuerung. Und die stellte mir bald meine schlimmsten Gegner vor.