Während gerade erst das erste Poster zum neuen James Bond-Streifen “Spectre” aufgetaucht ist, auf dem Daniel Craig in vertraut ausdruckslos den “harten Mann” markierender Art genauso in die Kamera starrt, läuft im Moment noch ein vollkommen anderer Agenten-Streifen in den Kinos. Dabei setzt “Kingsman: The Secret Service” auf ganz andere Dinge wie es das Publikum eigentlich von James Bond gewohnt ist, bleibt allerdings im Grunde dem Geheimagenten im Dienste ihrer Majestät treu.
Als Lancelot (Jack Davenport), ein eigentlich erfahrener Agent der Kingsmen, eines nicht-staatlichen Geheimdienstes, der sich der Wahrung von Recht und Ordnung verschrieben hat, bei einer eigentlich eher banalen Befreiungsmission ums Leben kommt, brauchen seine Kollegen dringend einen Ersatz. Jeder von ihnen soll einen möglichen Nachfolger vorschlagen, woraufhin Harry Hart alias Galahad (Colin Firth) ausgerechnet den intelligenten, aber auf der schiefen Bahn gelandeten Teenager Eggsy (Taron Egerton) ins Rennen schickt. Umgeben von hochnäsigen Snobs schlägt der sich daraufhin an der Seite von Roxy (Sophie Cookson), mit der er sich sehr bald bei den Kingsmen anfreundet, durch die Aufnahmeprüfungen.
Zeitgleich plant ein bis dahin unbekannter Schurke, der Milliardär Valentine (Samuel L. Jackson), ein wahnwitziges Vorhaben, mit dem er die Erde vor der globalen Erwärmung retten will. Das Problem: Dieser Plan bedeutet den Tod des Großteils der Menschheit…
Vom Kleinkriminellen zum Kingsman – So in etwa lässt sich Eggsys Karriere zusammen fassen. Da braucht es eigentlich nur den Trailer, um das prophezeien zu können.
Trotz dieser Vorhersehbarkeit der Story entpuppt sich “Kingsman” allerdings als eine schnelle, amüsante Komödie, die ganz bewusst mit dem Charme der alten James Bond-Filme spielt und so ganz bewusst an Zeiten erinnert, in denen noch so abgedrehte Bösewichte ihre Pläne so lange vor dem Helden ausbreiten konnten bis der sich aus jeder noch so abstrusen Todesfalle befreit hatte. Da kann der Schurke ein lispelnder Internet-Milliardär sein, der keine Gewalt verträgt, aber Milliarden von Menschen umbringen will, und seine Gehilfin eine seltsame Klingenvorrichtung anstatt von Füßen haben, über die sich keiner wundert und zu der auch niemand innerhalb der Geschichte eine Erklärung abgibt. Diese abgedrehten Elemente hat der Zuschauer einfach hinzunehmen, was auch – sobald man sich darauf einlässt – sehr gut funktioniert.
Dabei parodiert und kokettiert “Kingsman” zugleich mit den Klischees alter Agententhriller: Die High-Tech-Ausrüstung besteht dann eben aus einem kugelsicheren Regenschirm und spießigen Anzugschuhen mit integrierter Klinge, steife Snob-Helden, die immer darauf aus sind, sich wie Gentlemen zu benehmen und nicht zuletzt der Proll, der kultiviert werden soll.
Das Schöne: Der Balanceakt zwischen Albernheit und Ernst – zwischen Parodie und Hommage – gelingt.
Die verschiedenen Handlungsstränge werden geschickt miteinander verwoben, und auch wenn es kaum wirklich überraschende Plottwists gibt, so wird der Streifen doch nie langweilig, sondern springt leichtfüßig von Szene zu Szene, sodass selbst sehr vorhersehbare Passagen nicht an Unterhaltungswert verlieren.
Insgesamt trumpft “Kingsman” mit sehr viel Witz, Parodie und dem Geist alter Agentenfilme auf, ohne sie oder sich selbst komplett ins Lächerliche zu ziehen, was eine so geniale Mischung ergibt, dass Schwächen in der Story nebensächlich werden und schließlich komplett in den Hintergrund rücken. Durch und durch unterhaltsam.
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