Mein Schönstes Scheitern (2019)

Mein Schönstes Scheitern: Skyrim

9. November 2019


Was bedeutet “Ich habe das Spiel geschafft!” eigentlich? Die meisten von euch werden diesen Satz nun mit gerunzelter Stirn oder hochgezogener Braue lesen. Denn “das Spiel schaffen” kann nur eines bedeuten: Man hat es durchgespielt! Ob zu 100% oder auch nur 85%, da man nicht alle Achievements angegangen hat – wenn das Ende auf dem Bildschirm erscheint, ist man “mit dem Spiel durch”.

Bei vielen Simulationen mag es minimal anders aussehen. Meistens hat man irgendwann einfach “alles gesehen”, was einem “Ende” letztlich gleichkommt. So oder so: Lieblingsspiele spielt man durch, so weit, dass man alles bereits gesehen hat! Nun. Mein Lieblingsspiel ist Skyrim. Und ich werde dessen Ende voraussichtlich nie sehen.

Skyrim begann ich zu spielen, als es rauskam und ich war sofort Feuer und Flamme. Fantasy gepaart mit eher dreckigem Flair und vor allen Dingen das Skillsystem hatten es mir auf Anhieb angetan und ich spielte es in jeder freien Sekunde. Ich erkundete die Wälder, Gebirge und Höhlen und erfreute mich meines Pixellebens. Ich stieg auf, doch ein hohes Level war mir nicht wichtig und selbst die Mainquest ließ ich links liegen. Was für wundervolle Sidequests es schließlich gibt! Mir doch erstmal egal, was irgendwelche alten, weißen, bärtigen Männer (Ob sie wirklich so weiß, bärtig und alt sind, kann ich nicht mal beurteilen. Ich habe sie zu selten gesehen. Das sagt viel aus.) auf ihrem Berg oben vor sich hin brabbeln!

Während ich also vor mich hin durch Himmelsrand streifte, stiegen um mich herum meine ebenfalls skyrim-spielenden Freund*innen im Level auf und beendeten irgendwann das Spiel.

Gescheitert

“Man hat das Spiel nicht zu Ende geschafft” bedeutet entweder, dass es zu schwierig war oder, dass man es einfach irgendwann nicht mehr interessant gefunden hatte. Auf mich trifft keines von beidem zu. Zwar hörte ich irgendwann auf, Skyrim zu spielen, doch das bedeutete nicht, dass meine Liebe zu ihm geringer wurde. Irgendwann fing ich wieder mit einem neuen Avatar an. Und hörte irgendwann mitten im Spiel auf. Dies wiederholte sich einige Male. Wie viele Avatare ich insgesamt neu angefangen hatte und nun in den Speicherständen vor sich hin dümpeln, kann ich nicht sagen. Vielleicht haben sie mittlerweile bereits eine Selbsthilfegruppe der anonymen Guddyavatare gegründet.

Eigentlich bin ich also an der schieren Größe Skyrims gescheitert. Ich schaffe es einfach nicht bis zum Ende. Es geht nicht. Immer, wenn ich einem dieser bärtigen Männer auf dem Berg begegne, mache ich einfach wieder kehrt und spaziere pfeifend von dannen. Rettet die Welt und beendet das Spiel doch ohne mich, Questgeber!

…oder?

In den Augen vieler Gamer bin ich somit gescheitert. Ich habe keinen “Biss”. Dabei ist es mir einfach nicht wichtig, “erfolgreich” in einem Spiel zu sein. Die besten Skills zu haben und das Spiel in möglichst wenig Zeit zu beenden. Mehr noch: Ich will, dass es nie endet!

Euer Scheitern ist mein Spaß. Und ich finde es verdammt schön!

Über die Autorin

Guddy arbeitet als Community Managerin und bloggt und twittert nebenbei privat unter anderem über Popkultur.

    Über mich und diesen Blog

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    Aurelia Brandenburg - Historikerin und Bloggerin. Ich beschäftige mich meisten mit Mittelalter, Digital Humanities und Game Studies, nicht zwingend immer in dieser Reihenfolge. Auf Geekgeflüster schreibe ich seit 2012 über Popkultur, inzwischen oft aus einer feministischen Perspektive und manchmal auch über Popkultur und Geschichte, insbesondere Popkultur und Mittelalterrezeption. Außerdem schreibe ich auch für Language at Play. Auf Twitter findet man mich als @hekabeohnename.


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