Mein Schönstes Scheitern (2019)

Mein Schönstes Scheitern: Immer Ärger mit Overwatch

2. November 2019


Wohl kein Spiel der letzten Jahre hat mich so sehr fluchen und verzweifeln lassen wie Overwatch. Ich ärgere mich darüber, dass ich es seit Release nicht über das Gold Ranking hinaus geschafft habe. Über das Matchmaking, dass ausgeglichene Spiele so selten wie einen Lottogewinn erscheinen lässt. Über die zufälligen Teammates, die sich für lustig halten, wenn sie im Voice Chat nicht mehr sagen als „Are you a 13-year-old boy or a girl?!“ und effektive Kommunikation vollkommen unmöglich machen. Über den gereizten Chat, in dem sich die Teams gegenseitig beschimpfen, statt sich auf den Kampf zu fokussieren. Darüber, dass ich gezwungen bin, immer dieselben Charaktere zu spielen, weil niemand Geduld aufbringt, wenn ich neue übe.

Warum dann immer noch Overwatch?!

Und trotzdem kehre ich immer wieder zu diesem Spiel zurück. Ich habe schon monatelang Pause gemacht und manche Matches sind so schlimm, dass ich es tagelang nicht mehr anfasse, weil ich so wütend wurde. Aber im vergangenen Jahr ist es zur Routine geworden, an mehreren Abenden in der Woche Overwatch zu starten und ein paar Matches zu spielen. Es bleibt die Frage, warum ich dabei bleibe und mir nicht etwas anderes suche.

Die Sache mit dem Allein-Spielen

Ich habe ein Problem damit, mich für Singleplayer-Spiele zu motivieren; einer der Gründe, warum ich bisher zum Beispiel bei kaum einem Rollenspiel das Ende gesehen habe. Ich liebe es, gemeinsam im Voicechat zu hocken und mich zu unterhalten, egal, ob über das Spiel und was wir dort gerade erleben oder alles andere, was uns durch den Kopf geht. Und das funktioniert bei Shootern und MMOs nun einmal besonders gut: Sie erfordern nicht durchgängig Aufmerksamkeit, sondern bieten genug Gelegenheit zum Quatschen beim Warten auf ein neues Match oder beim stumpfen Grinden.

Es kommt nicht auf das Spiel an, sondern mit wem man spielt

Über Twitter habe ich MitspielerInnen für entspannte und lustige Matches gefunden und da kommen wir eher spontan zusammen. Aber eigentlich starte ich das Spiel nur, wenn ich mich mit meiner Freundin verabredet habe. Wir haben schon zum Release zusammengespielt, ich bin zwei Jahre später nach Hamburg gezogen und wir haben uns ein paar Mal getroffen. Dann habe ich Overwatch monatelang nicht mehr gespielt und der Kontakt schlief (auch aus anderen Gründen) ein. Vor über einem Jahr nahm ich meinen Abschied von GuildWars 2 und startete aus Ermangelung einer Alternative Overwatch und auch meine Freundin war online, also schrieb ich sie an. Mittlerweile spielen wir drei oder vier Abende die Woche zusammen, treffen uns außerdem fast wöchentlich und Anfang des Monats meinte sie: „Ich glaube, Overwatch hat diese Freundschaft gerettet. Sonst hätten wir nie so viel miteinander zu tun gehabt.“ Und ich glaube, sie hat Recht.

Ich werde bei Overwatch vermutlich immer auf meinem Gold Rang herumdümpeln, daran scheitern, besser zu werden und mich regelmäßig ärgern. Dafür saß ich gestern mit einer guten Freundin auf der Couch und wir haben gehypt den Trailer für Overwatch 2 geschaut.

Über die Autorin

Pia arbeitet als freie Lektorin für Phantastik in Hamburg. Unter @Dornenhexe postet sie auf Twitter gelegentlich ihre Overwatch „Play of the games“ oder schreibt über Brett- oder Pen-and-Paper-Spiele.

    Über mich und diesen Blog

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    Aurelia Brandenburg - Historikerin und Bloggerin. Ich beschäftige mich meisten mit Mittelalter, Digital Humanities und Game Studies, nicht zwingend immer in dieser Reihenfolge. Auf Geekgeflüster schreibe ich seit 2012 über Popkultur, inzwischen oft aus einer feministischen Perspektive und manchmal auch über Popkultur und Geschichte, insbesondere Popkultur und Mittelalterrezeption. Außerdem schreibe ich auch für Language at Play. Auf Twitter findet man mich als @hekabeohnename.


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