Bücher Gastgeflüster Lieblingshelden (2018)

Lieblingshelden: Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubar – oder das inspirierende Stehaufmännchen der Literatur

3. November 2018

Herzenswelten Blaubär Cover
Als Teenager war ich eine regelrechte Leseratte. Ich mochte Wolfgang Hohlbein, Gudrun Mebs, Cornelia Funke, Federica de Cesco, Arthur Conan Doyle, Agatha Christie und noch viele mehr. So lernte ich auch, wenn eher per Zufall, Rumo kennen. Und dieser mutige Kerl war mein Teenieschwarm und begleitete mich durch meine letzten Schuljahre. Ich fand es so toll, wie er nicht wusste, wohin ihn sein silberner Faden führt, nur dass er ihm einfach folgen musste. Ebenso schön fand ich, dass er eigentlich keine Gewalt mochte, sie jedoch zum Schutze seiner Lieben einsetzte.

Und mit diesem Fuss in der Tür oder sagen wir auf der Schwelle zum Wunderreich Zamonien, entdeckte ich immer neue Gestalten, die ich unbedingt genauer unter die Lupe nehmen wollte. Rumo war vielleicht mein Boyfriend zu dieser Zeit, aber ich wollte die ganze Familie kennenlernen.

Und dann kam Käpt’n Blaubär.

Geboren in den Weiten der Meere schwimmt, stolpert, fällt, fliegt, läuft, klettert er von einer Katastrophe in die nächste. So zu sagen vom Regen in die Traufe. Aufgrund seiner gewissen Naivität kapiert er es nicht einmal! Aber nicht diese Eigenschaft macht ihn so spannend, sondern dass er, egal wie aussichtslos die Situation erscheinen mag oder abrupt das Ende eines Lebens eintraf, immer erhobenen Hauptes weitermacht. Er lässt sich niemals unterkriegen! Wenn er hinfällt, steht er wieder auf und geht einfach weiter. Aus jeder Situation macht er das Beste. Das ist wahre Grösse.

Gefangen im dunklen Labyrinth der Finsterberge wäre ich persönlich durchgedreht. Blaubär läuft einfach mal gemächlich durch die endlosen Tunnel, quatscht mit einem Stollentroll und folgt einer Finsterbergmade, die sich quer durch das Gestein frisst.

Er trifft Freunde, macht sich Feinde und gibt dennoch nie auf. Und immer bleibt er sich dabei selbst treu. Ich finde, das ist ein Beispiel, das sich noch viele zu Herzen nehmen sollten.
Und warum man dieses Buch lieben muss? Warum ich es so dermassen liebe? Weil es ein Märchen für Gross und Klein ist. Weil man alle Emotionen querbeet durchmacht; man leidet schlichtweg mit. Zudem ist Blaubär ein klarer Motivator für unsere Generation im Berufsleben; die traurige Wahrheit ist, dass viele junge Leute heutzutage öfters den Job wechseln, die alte Generation dies aber (noch) nicht gutheisst.

Das Buch erzählt das halbe Leben von Käpt’n Blaubär auf knapp 700 Seiten mit wunderbaren Illustrationen. Dabei wird es auch vom «Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder, Daseinsformen und Phänomene Zamoniens und Umgebung» unterstützt, welches Prof. Dr. Abdul Nachtigaller herausgebracht hat.
Für unseren Blaubär stellen eben alle seine Abenteuer ein Lebenszyklus dar, der dann abschliessend in ein anderes übergeht. So fängt sein Leben in einer Nussschale auf dem Meer bei den Zwergpiraten an und geht dann über zur Insel der Klabautergeister, von wo er die Flucht ergreifen kann und dann seine Abenteuer auf der Flucht über die Meere erzählt, wo er Tratschwellen, welche ihm das Sprechen beibringen, und dem Tyrannowalfisch Rex begegnet.

Mein Tipp: wer Hörbücher mag, dem empfehle ich die Blaubär-Hörbuchfassung gelesen von Dirk Bach. Er hat wahrlich ein Talent, Geschichten zu erzählen und sein Stimmenrepetoire ist grossartig!

Über die Autorin

Aurelia, genannt Relchen. (Anm.: Aber eine andere Aurelia als die Besitzerin dieses Blogs!) Bücherleser, Katzenmama, Couchpotato, Likörbrauer, Gingeniesser, Geschichtenleser, Disneyprinzessin, Göttergattin, Drinkmixerin.

  • maTTes
    3. November 2018 at 14:15

    Ich habe auch fast alle (Hör-)Bücher vom Moers gehört und erwarte mit Sehnsucht den zweiten Teil des “Labyrinth der Träumenden Bücher”. Ist ein wirklich fieser Cliffhanger 🙂

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Über mich und diesen Blog

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Aurelia Brandenburg - Historikerin und Bloggerin. Ich beschäftige mich meisten mit Mittelalter, Digital Humanities und Game Studies, nicht zwingend immer in dieser Reihenfolge. Auf Geekgeflüster schreibe ich seit 2012 über Popkultur, inzwischen oft aus einer feministischen Perspektive und manchmal auch über Popkultur und Geschichte, insbesondere Popkultur und Mittelalterrezeption. Außerdem schreibe ich auch für Language at Play. Auf Twitter findet man mich als @hekabeohnename.


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