Filme Gastgeflüster Herzenswelten (2017)

Herzenswelten: Fünf Gründe für “Das fünfte Element”

4. März 2017

Herzenswelten Das Fünfte Element
Sie ist die Heldin meiner Kindheit: Leeloo Minai Lekatariba-Lamina-Tchai Ekbat De Sebat oder einfach nur Leeloo genannt, eine zierliche, kleine Frau mit orangen Haaren, die man jedoch nicht unterschätzen darf.

Mit fünf Jahren konnte ich ihren Namen innerhalb von zwei Sekunden auswendig aufsagen.

Mit acht Jahren löste ich an meiner Grundschule einen Skandal aus, weil meine Mutter mir zum Karneval das Leeloo „ACE Bandage“ Kostüm nachbastelte: hautfarbenes Shirt und Leggins und darauf genäht weiße Bandagen, die nur die wertvollsten Stellen an meinen Körper verdeckten. Ich fand es cool, meine Eltern fanden es cool, aber meine katholische Grundschule eher weniger.

Mit vierzehn durfte ich mir zum ersten Mal die Haare färben. Meine Eltern erwarteten etwas tragbares, nicht zu auffälliges. Ihr könnt euch die Diskussionen daheim also vorstellen als ich mit einem knalligen, kupferroten Bob nach Hause kam. Das fanden sie dann schon weniger cool. Die Schule dagegen schon.

'Herzenswelten'? Was ist das?
Wir alle kennen diese Welten, die uns nie ganz loslassen. Ein Film, an dem Kindheitserinnerungen hängen, ein Spiel, in dem wir fast schon peinlich viele Stunden versenkt haben, ein Buch, das vom vielen Lesen schon fast auseinander fällt. Manchmal entdecken wir eine Geschichte und vergessen sie nie wieder. In der Gastpostreihe “Herzenswelten” auf Geekgeflüster erzählen 12 Blogger 2017 immer am ersten Samstag im Monat von den Büchern, Spielen, Filmen oder Serien, die sie lieben. Alle Posts der Reihe findet ihr hier.

Inzwischen orientiere ich mich modisch nicht mehr an Jean Paul Gaultier und trage meine Haare auch nicht mehr in einem schrillen orangerot, doch Leeloo ist noch immer ein Teil meines Lebens und sei es nur in Form von Zitate, wie „Ba-Da-Boooom! Mächtiger Ba-Da-Boooom!“.

Leeloo: Everything you create, you use to destroy.
Korben Dallas: Yeah, we call it human nature.

 

Ich bin mir relativ sicher, dass nicht jeder bei der Einleitung sofort wusste wo sie diese Leeloo zuordnen sollten. Ist sie eine Videospielfigur oder Protagonistin eines Buches? Mit sechs Jahren dachte ich noch jeder kennt Leeloo. Inzwischen bin ich etwas älter und reifer geworden und weiß nun das Luc Bessons filmisches Meisterwerk Das Fünfte Element und damit auch Leeloo nicht jedem bekannt ist. Jedenfalls hat der Film kein so großen Bekanntheitsgrad wie Star Wars oder Star Trek. Dafür ist die Handlung mit einem Film abgeschlossen und funktioniert erstaunlich gut in 120 Minuten: Ex-Soldat wird eher ungewollt Teil einer Rettungsmission, bestehend aus zwei Priestern, einen berühmten Radiomoderator und dem göttlichen Wesen Leeloo, die vier mystische Steine suchen. Diese sollen in Verbindung mit Leeloo die Welt vor einen gigantischen, bösartigen Wesen schützen. Und da wir von fünf Elementen sprechen, nenne ich nun einfach fünf Gründe (Get it?) weswegen man sich diesen Film nicht entgehen lassen sollten und weswegen er für mich ein ganz großes Stück Kindheit ist.

Korben Dallas: You wanna play it soft. We’ll play it soft. You wanna play it hard. Let’s play it hard.

1. Dreckig, Dreckiger, Das fünfte Element

Immer wenn ich Star Wars oder Star Trek schaue, wundere ich mich wie sauber die Galaxie ist. Das ist zu 100% geprägt durch Das fünfte Element, denn jedes Setting dieses Film ist das reinste Dreckloch. Als Kind habe ich mich immer gewundert wieso der Flughafen im Film auch gleichzeitig eine Müllhalde ist. Heute weiß ich, dass es definitiv eine realistische Zukunftsperspektive wäre, da wir ja schon in der Gegenwart kaum zurecht kommen mit unseren Müll.

Auch die Lebensumstände der Protagonisten ist nicht sehr prickelnd. Alles ist beengt und multifunktional ausgelegt. Die Erde ist einfach kein schöner Anblick mehr und die Figuren des Films stellen zurecht die Frage in den Raum wieso dieser Planet überhaupt noch die Mühe wert ist gerettet zu werden. Das ist ein sehr interessanter Aspekt, der mir so in anderen Science-Fiction Filmen leider noch nie untergekommen ist und mich heute noch immer wieder beschäftigt, wenn ich Das fünfte Element zum gefühlt 1000x schaue.

2. Leeloo Minai Lekatariba-Lamina-Tchai Ekbat De Sebat

Ja, inzwischen wissen wir das Leeloo mir sehr wichtig ist. Aber wieso? Leider waren Ende der 90er starke, weibliche Actionheldinnen ohne Übersexualisierung durch Hollywood eine Seltenheit. Mir fällt lediglich noch Ellen Ripley ein. Da war Leeloo schon fast eine Offenbarung für mich. Als göttliches Wesen ist sie natürlich die Reinkarnation von Reinheit und Perfektion, trotzdem entschied sich Luc Besson bewusst gegen einen „sexy“ Charakter, sondern passt Leeloo der Atmosphäre seines Films an; androgyn, etwas wild und jungenhaft. Natürlich konnte ich damals als Kind diese Charakterisierung noch nicht richtig deuten, aber ich verstand schon, dass Leeloo nicht mit ihrer Weiblichkeit kämpft, sondern mit ihren Kopf. Ihr Geschlecht hindert sie nicht daran körperlich und geistig stark zu sein.

Mit Korben Dallas bekommt sie zwar einen männlichen Helden zur Seite gestellt, doch nimmt sie die meisten Sachen selbst in die Hand. Eine ganz bestimmte Szene im Film beschreibt eigentlich sehr gut was ich versuche zu verdeutlichen. Nach einer wilden chaotischen Verfolgungsjagd bei der Leeloo ohnmächtig wird, küsst Korben sie. Sie erwacht dadurch aus ihrer Ohnmacht und drückt ihm eine Waffe gegen die Schläfe. Leeloo, die Damsel in Distress? Niemals!

Leeloo: Me fifth element – supreme being. Me protect you.

3. Bruce Willis, der Actionheld der 90er

Wenn man so wie ich in den 90er geboren wurde, kennt man Bruce Willis. Ein Actionfilm der 90er war ohne Bruce Willis nicht machbar, obwohl er immer die gleichen Rollen spielte: geschiedener, einsamer Mitte vierzigjähriger (Ex-)Polizist/Soldat landet durch unglückliche Zufälle in explosiven Gebieten, sei es ein Hochhaus, ein Flughafen, Vietnam selbst oder eben im Falle von Das fünfte Element auf einen riesigen Raumschiff in Form der Titanic. Dabei tun Bruce Willis Filmfiguren  immer so als seien sie zu cool für die Welt und das Leben zu anstrengend für sie. Heute funktioniert das natürlich nicht mehr so gut, damals dafür umso mehr. Während nämlich Leeloo dem Film eine unheimlich naive, jugendliche Note gibt, ist es Korben Dallas‘ zynische Art die alles abrundet.  Es entstehen dadurch nicht nur sehr lustige sondern auch sehr einprägsame Momente. Bruce Willis macht halt jede Schießerei irgendwie noch cooler, obwohl sie manchmal fernab jeder Realität sind.

Priest Vito Cornelius: Korben, I realize you that must be pretty mad at me, but I want you to know that I am fighting for a noble cause.
Korben Dallas: Yes, you’re trying to save the world, I remember. Right now, I’m trying to save Leeloo, father.
Priest Vito Cornelius: Leeloo’s in trouble?
Korben Dallas: When is Leeloo not in trouble?

4. Space Opera meets Opera

Zu einem Film gehört Musik und das fünfte Element bietet eine Menge Musik. Herrlich futuristisch, etwas eigenartig und dadurch mit viel Ohrwurm-Potenzial. Die berühmteste Szene des Films ist gleichzeitig auch mit dem berühmtesten Musikstück des Filmes unterlegt. Gemeint ist die Opernszene mit der Sängerin Diva Plava Laguna. Ich bin kein Fan von Opern, aber bei dem Stück bekomme ich immer wieder Gänsehaut. Durch den Artikel hab ich auch mal ein wenig recherchiert und herausgefunden, dass die Schauspielerin sich ein Jahr auf diese Rolle vorbereitet hat und mehr als drei Stunden (!) in der Maske saß für ihre atemberaubende Verwandlung in eine Außerirdische. Die Szene mit ihr geht dafür nicht länger als drei Minuten. Dafür sind es aber sagenhafte drei Minuten

5. So viele coole Aliens

Ich liebe Aliens. Wer liebt sie nicht? Und das fünfte Element hat ein dutzend tolle Aliens. Da sind die Roboteraliens namens Mondoshawa, die bösartigen, aber etwas dümmlichen [Name einfügen], die Diva Plava Laguna mit auffällig blauer Hautfarbe und natürlich Leeloo. Und für damalige Verhältnise (wir sprechen hier von 1997) sehen die Aliens wirklich sehr eindrucksvoll aus und mit viel Liebe zum Detail. Leider sieht man im Film keine fremden Planeten, sondern ein Großteil der Handlung spielt sich auf der Erde und auf einen riesigen Raumschiff ab und beides sind definitiv keine Orte an denen ich mich später glücklich und zufrieden sehe. Aber hab ich schon erwähnt das die Aliens dafür umso cooler sind?

Leeloo: Hi.
Korben Dallas: Oh, so you speak English now.
Leeloo: Yes. I learned.

 

Wenn man möchte kann man noch gut weitere 5 Punkte finden um die Genialität von Das Fünfte Element weiter auszuführen und danach nochmal sicher weitere fünf Punkte. Ich hab mich deshalb bewusst für die fünf Punkte entschieden, bei denen ich glaube, dass sie die Gründe waren warum ich damals als Kind sofort wusste, dass Das Fünfte Element mein liebster Lieblingsfilm aller Zeiten wird. Vielleicht habt auch ihr jetzt Lust bekommen euch den Film anzuschauen oder kennt ihn sogar schon, habt aber andere fünf Punkte, die diesen Film sehenswert machen.

Über die Autorin

Ich heiße Jana, bin 23 Jahre und studiere in einem verschlafenen, bayrischen Barockstädtchen Kunstgeschichte und eine wilde Mischung aus Kultur- und Medienwissenschaften. Wenn ich nicht gerade mit meinem Mops Napoleon durch die Wälder ziehe, nerde ich gerne über Videospiele, Bücher, Comics, Filmen und Serien auf meinem Blog Spacepug herum.

Merken

Merken

Merken

  • jewue
    14. November 2019 at 20:47

    In der Tat ein toller und unterschätzer Film. Auch die Kostüme waren für mich ein besonderer Faktor, warum mir der Film so gut gefällt.

Leave a Reply

Über mich und diesen Blog

Über mich und diesen Blog

Aurelia Brandenburg - Historikerin und Bloggerin. Ich beschäftige mich meisten mit Mittelalter, Digital Humanities und Game Studies, nicht zwingend immer in dieser Reihenfolge. Auf Geekgeflüster schreibe ich seit 2012 über Popkultur, inzwischen oft aus einer feministischen Perspektive und manchmal auch über Popkultur und Geschichte, insbesondere Popkultur und Mittelalterrezeption. Außerdem schreibe ich auch für Language at Play. Auf Twitter findet man mich als @hekabeohnename.


Geekgeflüsters Header-Schriftzug und die Pixel-Tasse wurden dankenswerter Weise von Steffi von Fieberherz designt.