Hörbuch Kritiken

Die Farben der Magie: Ungekürztes Scheibenwelt-Chaos

25. April 2016

Terry Pratchett Die Farben der Magie Rezension
Der Magier Rincewind hat – vorsichtig formuliert – für gewöhnlich eher begrenzt Glück. Zuerst wirft er verbotener Weise einen Blick in das Buch Oktav, woraufhin er die Unsichtbaren Universität verlassen muss, und dann trifft er noch Zweiblum, den ersten Touristen der Scheibenwelt, der in seiner herrlichen Naivität eigentlich noch mehr als Rincewind selbst das Unglück anzieht. Trotzdem stolpern die beiden gemeinsam los in ihr Abenteuer an den Rand der Scheibenwelt. Nur gut gehen kann das natürlich nicht.

Inhaltlich sollte zu “Die Farben der Magie” wahrscheinlich nicht mehr zu sagen sein, das Buch ist schließlich inzwischen praktisch ein Klassiker aus Terry Pratchetts Feder. Dementsprechend klar dürfte sich auch inhaltlich die Leserschaft – wie immer – in diejenigen, die Pratchett lieben, und diejenigen, die mit seinen Bücher absolut nichts anfangen können, scheiden. Denn unter den Scheibenwelt-Romanen ist auch oder vielleicht einfach gerade “Die Farben der Magie” ein wunderbares Beispiel für den eigenen Stil dieser Bücher. Es ist schräg, witzig und bei weitem nicht so stringent und erzählerisch einfach wie es auf den ersten Blick scheint. Diesen Stil muss man mögen und wer einmal auch nur irgendeinen Scheibenwelt-Roman gelesen hat, weiß, dass dieser Stil mitunter sehr anstrengend sein kann, wenn man ihn als Leser nicht zu hundert Prozent mag.

Ich persönlich mag den gesamten Stil der Scheibenwelt unglaublich, meistens sind mir die Bücher aber deutlich zu anstrengend, um sie innerhalb meines Alltags selbst zu lesen. Dafür gibt es für mich Hörbücher und auch in diesem Fall bin ich nicht enttäuscht worden. Denn so wie der Schreibstil etwas eigen sein kann, halte ich es auch für eine ganz eigene Kunst, die Scheibenwelt-Romane in ihrem gesamten etwas verschrobenen Stil in Tondateien zu pressen. Mit Volker Niederfahrenhorst stimmt in diesem Fall allerdings schonmal der Sprecher, der sich nicht nur angenehm anhört, sondern auch für mich ein angenehmes Maß einhält zwischen der Kunst, den verschiedenen Figuren eine eigene Stimme zu geben, aber gleichzeitig nicht zu viel Unruhe in die Lesung zu bringen. Und das ist wichtig bei über acht Stunden ungekürztem Scheibenwelt-Chaos, in dem es z.T. ohnehin schon schwer genug fällt, der Handlung in ihren vielen Ausflügen und charmanten, aber die Sache etwas unübersichtlich machenden Details zu jeder Zeit folgen zu können.

Wer allerdings einen Einstieg in das verrückte Universum der Scheibenwelt wagen möchte, ist mit diesem Hörbuch (oder der gedruckten Fassung) wahrscheinlich wirklich ganz gut bedient. “Die Farben der Magie” ist als Auftakt konzipiert und dementsprechend leicht (gerade im Vergleich zu anderen Romanen der Reihe) fällt der Einstieg in die Welt und die Köpfe ihrer Bewohner. Ganz zu schweigen davon, dass der trockene Humor und die immer zumindest unterschwellig vorhandene Parodie des gesamten Genre des High Fantasys natürlich Gold wert ist, aber auch “Die Farben der Magie” dadurch besticht, dass man als Leser oder Hörer, wenn man denn möchte, seine eigene, tiefere Botschaft zwischen den Zeilen lesen oder hören kann.

Kaufen?

Hier kommt ihr zum Hörbuch von “Die Farben der Magie” auf der Verlagswebsite. (An dieser Stelle auch Danke an den Verlag für das Rezensionsexemplar.)

  • Hekabe | www.geekgefluester.de
    26. April 2016 at 20:21

    Das kann ich mir gut vorstellen, muss aber gestehen, dass ich davon noch nichts angehört habe.

  • arne
    26. April 2016 at 18:39

    Wenn es denn ein Scheibenwelt-Hörbuch sein soll, führt meiner Meinung nach nichts an den von Dirk Bach gelesenen vorbei. Seine Stimme und seine Art zu lesen passen perfekt zu Pratchetts Figuren und Erzählstil.

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Über mich und diesen Blog

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Aurelia Brandenburg - Historikerin und Bloggerin. Ich beschäftige mich meisten mit Mittelalter, Digital Humanities und Game Studies, nicht zwingend immer in dieser Reihenfolge. Auf Geekgeflüster schreibe ich seit 2012 über Popkultur, inzwischen oft aus einer feministischen Perspektive und manchmal auch über Popkultur und Geschichte, insbesondere Popkultur und Mittelalterrezeption. Außerdem schreibe ich auch für Language at Play. Auf Twitter findet man mich als @hekabeohnename.


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