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Wer ist die Braut? – Turbulentes Chaos in der schottischen Einöde

4. Dezember 2014

Hohe Klippen, lange Felsenstrände und dazu die stürmische See, während der Wind das Haar der Liebenden zerzaust und sie sich die Ohren voll heulen, warum sie eben nicht zusammen sein können. Früher oder später kriegt dann auch das schottische Wetter zu viel, aber leider nützt aller Regen der Welt nicht, die beiden bleiben stehen und kriegen sich vor Dramatik nicht mehr ein.
Die Art von Rosamunde-Pilcher-Kitsch habe jedenfalls ich vor Augen, wenn ich die Worte “Liebesfilm” und “Schottland” in einem Satz höre. Umso erfrischender ist es, wenn solche Erwartungen dann enttäusch werden.

Wovon ich rede? Die chaotisch-turbulente Liebeskomödie “Wer ist die Braut?” (Englisch: “The Decoy Bride”).
Darin will die international gefeierte Schauspielerin Lara Tyler (Alice Eve) eigentlich nur eins: Nämlich den Mann, den sie liebt, den bekannten Schriftsteller James Arber (David Tennant), heiraten. Einen Strich durch diese Rechnung machen ihr allerdings die Paparazzi, allen voran der aufdringliche Marco Ballani (Federico Castelluccio), die sie und James praktisch Rund um die Uhr belagern und ihnen keine ruhige Minute für die kleine, gemütliche Hochzeit gönnen, die ihnen eigentlich vorschwebt.
Also “fliehen” die beiden. Ab in die Einöde Schottlands, auf die winzige Insel Hegg, wo keine hundert Leute leben und von denen gefühlt die Hälfte auch auf die hundert zugeht. Aber auch James’ letztes Buch hat hier gespielt, auch wenn er selbst noch nie dort war. Google lässt grüßen.
Dementsprechend mäßig beeindruckt sind auch die Einheimischen von dem Schinken, unter ihnen auch Katie (Kelly MacDonald), die gerade heim kehrt, um sich von einem gebrochenen Herzen zu erholen, und nun einen Fremdenführer zu Hegg schreiben soll. Trotzdem lässt sie sich auf eine Scharade zur Täuschung der Paparazzi ein und erklärt sich bereit, Laras Platz bei einer gefakten Hochzeit einzunehmen. Gesagt, getan nur mit dem Problem, dass am Ende der Zeremonie Dank eines Fehlers Katie und James tatsächlich verheiratet sind…

Liebeskomödien haben immer einen leicht kitschig-langweiligen Touch. Durchschaubare Story und noch durchschaubarere Charaktere. Viel zu heißer Typ trifft auf viel zu heiße Tante, beide sind angeblich soooo normal, irgendwann zwischendrin entdeckt einer von beiden seine Bindungsphobie oder etwas anderes höchst dramatisches in der Art und am Ende rennen sie im strömenden Regen aufeinander zu, um sich ihre Liebe zu gestehen. Wenn es ganz schlimm ist, dann läuft kurz vorm Abspann noch eine Szene ein paar Jahre später, in der beide in irgendeinem Vorstadthaus mit Kindern Nummer Vier und Fünf in den Armen sitzen und alles ja soooo perfekt ist.

Natürlich revolutioniert “Wer ist die Braut?” das Genre nicht, setzt aber trotzdem etwas anders an als die meisten Komödien mit einem Plot wie diesem. Keine der Hauptfiguren ist perfekt, aber auch keine ist so unglaublich nervtötend, dass ich als Zuschauer das Gefühl bekomme, dass ich Person XY jetzt einfach unsympathisch finden soll, weil… äh… Baum!
Klar, ich weiß vom ersten Moment an, dass Lara und James eindeutig nicht DAS Liebespaar der Story sind, genauso ist das Paar Katie und James von ihrer ersten Begegnung an für sein Schicksal prädestiniert, aber das ist eigentlich eher nebensächlich. Liebeskomödien sind bekanntlich ja nur selten ernsthaft spannend.

Auch die Figuren mögen zwar nicht ganz so 08/15 sein wie für Komödien dieses Kalibers üblich, nicht zuletzt sind Katie und James keine Fotografen, Marketing-Gurus oder was sonst so für  “kreative Köpfe” klischeehaft in solchen Streifen üblich ist, sondern eher mittelmäßige Autoren, die im Grunde ihrer eigenen Arbeit recht eitel gegenüber stehen und genau deswegen sich durchgehend gegenseitig zerreißen, aber trotzdem muss man auch da keine unglaublich berührenden, tief gehenden Figuren erwarten. Sie sind unterhaltsam, lustig, leicht schräg und eindeutig sympathisch. Und das reicht auch schon, um den Film am Leben zu halten.
Dazu kommt noch die allgegenwärtige Ironie im Bezug auf das Klischeeaufgeladene Schottland als Schauplatz der Handlung. Das alte Schloss, in dem Lara und James heiraten wollen, ist eine Ruine, es gibt keinen heißen Grafen bzw. Lord, der James Konkurrenz macht, nicht einmal Katies Ex ist wirklich gut aussehend oder ein echter Nebenbuhler. 90% der Bewohner von Hegg ist über 80, es gibt nur noch einen einzigen Junggesellen auf der Insel (Und der ist selbst ein alter Mann) und alle verkünden bei strömenden Regen immer, dass das Wetter ja so mild sei und dass das nur an der globalen Erwärmung liegen könne.
Und fast am besten: Die größte Sehenswürdigkeit ist ein historisches Toilettenhaus, in dem angeblich eine Kuh spukt.

Gebettet in diesen verschlafenen Charme der Insel Hegg ist die Gesamthandlung des Films vielleicht absolut unrealistisch bzw. unglaubwürdig, aber in jedem Fall unterhaltsam und witzig.
Da muss man nicht einmal von Haus aus ein Fan von David Tennant sein, um an “Wer ist die Braut?” Gefallen zu finden.

Raiting: [8/10]
Filme

Hotel Transsilvanien: Rasantes Monsterchaos

1. April 2013
Geekgeflüster Film & TV

Foto: “Katja Jakob” / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by) http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/deed.de

Eigentlich läuft Graf „Dracu“ Draculas Leben ganz gut. Seit 1899 betreibt er das Hotel  Transsilvanien, ein Wellnesshotel für Monster aller Art, und ist gut darin. Denn immerhin ist das Hotel bisher vollkommen menschenfrei geblieben. Bisher. Denn zum 118. Geburtstag seiner heiß geliebten Tochter Mavis verirrt sich ausgerechnet der chaotische Mensch Jonathan in das Hotel. Und das ausgerechnet, wenn das ganze Schloss voller Monster ist, die auf gar keinen Fall mitbekommen dürfen, dass ein Mensch unter ihnen ist! Das gäbe nämlich garantiert ein Drama! Mal ganz davon abgesehen, dass damit der gute Ruf des Hotels futsch wäre.

Über mich und diesen Blog

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Aurelia Brandenburg - Historikerin und Bloggerin. Ich beschäftige mich meisten mit Mittelalter, Digital Humanities und Game Studies, nicht zwingend immer in dieser Reihenfolge. Auf Geekgeflüster schreibe ich seit 2012 über Popkultur, inzwischen oft aus einer feministischen Perspektive und manchmal auch über Popkultur und Geschichte, insbesondere Popkultur und Mittelalterrezeption. Außerdem schreibe ich auch für Language at Play. Auf Twitter findet man mich als @hekabeohnename.


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